Beseelt und glücklich fühlte ich mich heute am dritten Eingewöhnungstag meiner Tochter in der Kita. Zum einen, weil sie so viel Freude am Entdecken dort empfindet und im Besonderen, weil die Pädagoginnen einen so liebevollen, fürsorglichen und überaus wertschätzenden Umgang mit den Kinder pflegen und dies das Loslassen erleichtert. Erleichtert, weil ich spüre, dass sie willkommen geheißen wird wie sie ist und gesehen wird. Dies ist so überaus wichtig für die kleinen Kinderseelen, dass sie gemocht werden und merken, dass sie etwas Besonderes sind. Dass sie eine schöne und ansprechende Umgebung vorfinden, in der das Erkunden anregend ist und für mich als Mutter ist es von hoher Bedeutung, dass ich sicher sein kann, dass gemeinsam gelacht wird, und auch, dass die Tränen liebevoll getrocknet werden und die Kinder empathische Begleiter an ihrer Seite wissen.
So zufrieden ging ich mit ihr auf einen Spielplatz, meine Tochter krabbelte im Sand drauf los und wir stießen auf eine Kindergruppe. Zwei Pädagoginnen saßen auf einer Bank. Den Kindern wurde Obst und Wasser angeboten, einige kamen und holten sich etwas, andere spielten ungehindert weiter. Ein zurückhaltender Junge fiel mir gleich auf, aber nicht durch sein Auftreten, vielmehr dadurch, weil er im Gegensatz zu den anderen Kindern der Kindergartengruppe von der Erzieherin sehr schroff angesprochen wurde. Als ihm ein Stück Obst in den Sand fiel schüttelte sie den Kopf, sagte etwas leise zu ihrer Kollegin und fauchte ihn an das Stück aufzuheben und in den Müll zu werfen. Bis er reagierte sagte sie die Dinge mehrmals und jedes Mal unfreundlicher.
Ich konnte meine Blicke nicht entziehen und stellte mir vor, jemand würde mit mir so sprechen oder mit meinem Kind. Ich spürte einen dicken Kloß in meinem Hals, der Junge setzte sich auf die Bank und hörte auf zu spielen. Anstelle ihn zum Spielen zu animieren oder zu begleiten wurde er beobachtet und an ihm herumnörgelt.
Kinder in diesem Alter sind auf uns Erwachsenen angewiesen und in solchen Situationen gar ausgeliefert. Nicht selten geraten wir in einen Strudel und beißen uns an uns nervenden Dingen fest und es entsteht ein verflixter Teufelskreis. Ausbrechen gelingt nur, indem wir uns für einen respektvollen und wertschätzenden Weg entscheiden. Niemand hat es verdient, dass so mit ihm gesprochen wird und wir müssen uns bewusst machen, wie prägend und einschneidend diese Erfahrungen sein können- unsere Verantwortung ist groß!
Mein Gefühl verstärkte sich zunehmend und so entschloss ich mich zu der Pädagogin hinzugehen und ihr mein Gefühl zu schildern. Sie konnte es zwar nicht annehmen, in diesem Moment zumindest nicht, aber sie erschrak sichtbar und ich wünsche mir, dass sie meine Worte noch etwas begleiten und sie sich Zeit nimmt darüber nachzudenken. Eine andere Mutter folgte dem Gespräch und nickte mir zu.
Ich konnte damit die Welt nicht verändern, aber vielleicht einen kleinen Stein ins Rollen bringen und wünsche mir, dass wir alle mit offenen Augen durch die Welt gehen und uns im Umgang mit Kindern unserer Macht und Verantwortung bewusst sind. Keiner ist fehlerfrei und immer gut gelaunt, aber jedes Kind hat das Recht wertschätzend behandelt zu werden und braucht Erwachsene, die sehen was es kann und gut macht, statt zu sehen und zu benennen, was es (noch) nicht kann!
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