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Das respektvolle Nein

Von Kathrin

Gehen wir in uns und überlegen, warum es uns leichter fällt Ja statt Nein zu sagen, so wird das verschiedene Ursachen aufdecken. Zum einen kann das aus der eigenen Erziehung herrühren, in der ein erhaltenes „Nein!“ autoritär und unfreundlich bestimmend ausgedrückt wurde.

Beziehungen beginnen meist mit einem großen liebevollen Ja, so auch die Ehe zwischen zwei Menschen und im besten Fall das Ja zu einem Kind. Auch fällt es in den ersten zwei Jahren leicht Wünsche und Bedürfnisse eines Säuglings und Kleinkindes zu bejahen. Ein Bruch entsteht häufig mit dem Eintreten der Autonomiephase. Die Beziehung definiert sich neu, das Kind zeigt seine Persönlichkeit und äußert aktiv seinen Willen. Unter Umständen stoßen ab dieser Phase die Erwartungen der Kinder und Eltern aufeinander.

Auch Kinder nutzen ihr Nein ab diesem Alter häufiger und es ist ein klares Zeichen für eine gesunde Abgrenzung und Abnabelung von den Hauptbezugspersonen. Es ist ein Ja zu sich selbst und kein Nein zur Beziehung zu den Eltern. Denn Kinder möchten (normalerweise) immer kooperieren. Wird ein Nein des Kindes ernst genommen und akzeptiert, so entwickelt sich eine tragfähige bejahende Beziehung zwischen Kind und Erwachsenen weiter. 

Erwachsene sollten sich ehrlich die Frage stellen, zu welchen Dingen sie Ja sagen und Nein meinen. Die Verneinung wird gern aus Angst vor den Konsequenzen, der Enttäuschung, der Liebe zu anderen Personen und eventuellen eigenen Unsicherheiten weniger genutzt. Nicht selten auch aus Angst vor einem Wutanfall, der sowohl das Kind wie auch den Erwachsenen viel Kraft kostet. Vermeiden wir anfangs ein Nein, platzt uns manchmal dann doch der Geduldsfaden oder die Nerven liegen blank und es bricht aus uns heraus. Dann aber eher laut, aggressiv und sehr temperamentvoll und unbedacht. Manchmal auch begleitet durch Rechtfertigungen. Das kann anders gehen.

Ein klares Ja zum selbstständigen Tun

 

Wie soll das Nein eingesetzt werden?

„Wichtig ist hier: ein Nein, bei dem das Kind weiterhin wertgeschätzt bleibt, ihm seine momentane Handlung jedoch – ohne Liebesentzug – untersagt wird. Nur das Setzen konsequenter, aber auch einsichtiger Grenzen schafft die so wichtigen klärenden Verhältnisse, in denen ein Kind handlungs- und dadurch entscheidungsfähig wird“
(Haug-Schnabel 2011, S. 134).

Damit ein Nein auch eine Kraft und eine Wichtigkeit behält, sollte darauf geachtet werden, in welchen Situationen es tatsächlich eingesetzt werden sollte, damit es nicht entwertet wird.

Also bitte nicht zu viel, aber auch nicht auf Grund von Vermeidung der kindlichen Reaktionen und Frustration. Diese gehört respektvoll begleitet zum Wachsen unser Kinder dazu.

Das Nein gehört demnach dem Schutz vor Gefahren oder Übergriffen. Studien haben gezeigt, dass Erwachsene, die wenige, aber klare Verbote einsetzen, Kinder haben, die besser hören. Sie behalten ihren Explorationsspielraum und wachsen in Umgebungen auf, die den Bedürfnissen des Alters angepasst sind. So sind in gut geplanten und dem Alter entsprechenden Kita-Räumen oder Haushalten Gefahren weitestgehend ausgeschlossen und die Kinder können sich so frei bewegen und die Welt erkunden. Lenken wir unseren Blick im Alltag ohnehin viel stärker auf die positiven Dinge und betonen die Kompetenzen des Kindes, zeigen sich diese verstärkt (vgl. ebd.).

Selbständig essen

Klingt so einfach oder?

Achtet mal darauf, wann und wie ihr etwas verneint und ob ihr eurem Kind in diesem Moment eine andere Umgebung schaffen könnt oder gar ein Kompromiss statt ein Nein möglich ist. Ein Nein zu Gefahren und Grenzüberschreitungen in einer bejahenden kindgerechten Umgebung. Das wäre ein gutes Ziel!

 

 

Quelle:
Haug-Schnabel, G. (2011): Aggressionen bei Kindern. Praxiskompetenz für Erzieherinnen. Freiburg im Breisgau (2. Auflage)

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