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Die Autonomiephase verstehen

Von Kathrin
Superman

Gerade war noch alles so leicht und plötzlich jagt eine Frustration und ein Wutanfall den nächsten! Eltern kommen ins Schwitzen, wenn sie zu einer bestimmten Uhrzeit irgendwo sein sollen, denn nichts ist mehr wie vorher.

„Elisa ist auf einmal so trotzig, so kenne ich sie gar nicht. Von null auf hundert macht sie ein fürchterliches Theater und trotzt vor sich rum. Ich weiß gar nicht, wie ich darauf am besten reagieren soll, damit sich das bloß nicht festigt!“

Mutter

Eine große Unsicherheit macht sich breit. In diesem kleinen Artikel möchte ich mit den Vorurteilen aufräumen und dir ein paar wichtige Hintergrundinfos schenken. So wird diese Phase nicht unbedingt konfliktärmer und leichter, aber ihr habt eine große Chance in dieser Zeit gemeinsam zu wachsen und diese Reibungen im Miteinander zu erleben. Denn Konflikte sind Wachstum und wichtig, für die kindliche Entwicklung.

Was ist die Autonomiephase?

Zuerst: Das Streben nach Autonomie ist ein Grundbedürfnis, welches sich im Zuge der Abnabelung immer mehr entwickelt. Rund um den zweiten Geburtstag entdeckt sein Kind den eigenen Willen, entwickelt klare Ideen und Vorstellungen was es bewirken kann. Es erfreut sich an der eigenen Selbstbestimmung und möchte schrittweise Unabhängigkeit erlangen.

Nicht selten geraten Kinder in dieser Zeit selbst in einen Konflikt, denn sie haben das Bedürfnis sich gebunden zu fühlen und gleichzeitig selbstwirksam zu sein. Sie möchten Dinge allein können, ohne sich dabei zu stark von ihrer Bezugsperson zu lösen.

Vielleicht kennst du diese Zerrissenheit deines Kindes, wenn es etwas „alleine!“ machen möchte und dabei bereits nach deiner Hand greift?

In dieser Zeit verändert sich außerdem der Bewegungsradius des Kindes, es wird mobil und ignoriert Gefahren. An dieser Stelle müssen Erwachsene schützend eingreifen. Leider häufiger mit der Konsequenz, dass das Kind diese Grenze nur schwer aushält und mit großem Ärger reagiert.

Auslöser für Ärger in der Autonomiephase

Werden Kinder in ihrem Tun unterbrochen oder ihr Wille, etwas allein zu tun abgelehnt, fühlen sie sich gestört und reagieren mit großer Frustration, Wut oder gar Ohnmacht.

Sie gelangen in einen Erregungszustand, den sie nicht mehr selbst beeinflussen und kontrollieren können. Einige Kinder trifft es so hart, dass sie in regelrechte Weinkrämpfe verlassen.

Wie ein Kind in dieser Zeit reagiert ist auch abhängig von ihrem Charakter, ihrem Temperament und ihrer Gefühlsstärke.

Bei kleinen Kindern übernimmt ohnehin noch sehr oft das emotionale Gehirn die Führung. In Erregung sind Kinder nun aber absolut nicht mehr für Sprache zugänglich. Ihr kognitives Gehirn schaltet sich also in windeseile aus und logisches Denken und Handeln ist ausgeschlossen.

Wir dürfen uns also vorstellen, wie es uns selbst geht, wenn wir in völliger Erregung sind und was wir dann benötigen. Gute Ratschläge? Kluge Lösungen? Viele Fragen? Nein!

Aber das ist ein Trotzanfall, oder?

Trotz beschreibt für mich eine Art Widerstand gegen etwas oder jemanden. „Du bist aber wieder trotzig!“, beinhaltet für mich eine Wertung und diese bestimmt wiederum mein Handeln. Sehe ich ein Kind als „trotzig“ an, unterstelle ich ihm schlimmstenfalls, dass es das mit Absicht tut, womöglich um mich zu ärgern und dann sehe ich mich vielleicht dazu veranlasst in diese alte Macht-falle zu tappen. Schlimmstenfalls werden Erwachsene dann selbst trotzig. Nach dem Motto: „Wenn du das nicht machst, dann ich auch nicht!“

Damit verkennen wir diese wichtige Entwicklungsphase und mit großer Wahrscheinlichkeit gehen wir Konflikte ein, die keinem guttun.

Daher ist wichtig zu verstehen: In der Autonomiephase kämpft das Kind vielmehr für sich selbst und nicht gegen jemand. Es ist bestrebt, schrittweise ein selbstständiges Leben aufzubauen und die ersten Autonomieversuche erlebt es im Kleinkindalter und ab da ein Leben lang. Es übt sich selbst eigene Grenzen auszuprobieren mit den vertrauten Bezugspersonen und benötigt Erwachsene, die das „Nein“ des Kindes respektieren und gleichzeitig dem Kind eigene Grenzen aufzeigen.

Möchten wir, dass unser Kind im Jugendalter zu Drogen Nein sagt? Bestimmt. Dann haben wir nun die beste Möglichkeit dieses Nein mit ihm zu üben. „Du möchtest kein Brokkoli? Okay!“, statt: „Komm probier etwas Brokkoli, mach es für Mama!“

Stellen wir uns vor in 14 Jahren hört dein Kind von einem Freund: „Komm, zieh einmal am Joint, mir zu liebe!“

Also respektieren wir lieber das Nein und machen es stark, die eigenen Grenzen aufzuzeigen!

Wie können wir reagieren?

In erster Linie ist es wichtig Ruhe zu bewahren. Ich meine ja, dass uns selbst so viel damit geholfen ist, wenn wir unser Kind verstehen und verinnerlicht haben, wozu es diese Entwicklung durchläuft.

Unser Auftrag ist dann recht klar: Wir begleiten das Kind in seiner Not! Wir co-regulieren und strahlen Sicherheit aus. Erst wenn sich das emotionale Gehirn wieder beruhigt hat, ergibt es Sinn mit dem Kind über Alternativen zu sprechen. Bis dahin dürfen wir mit unserer Mimik und Gestik präsent sein, das Kind halten oder Abstand schenken, es schützen und uns mit ihm verbinden.

Achtet dabei unbedingt auf euch, denn die Begleitung solcher intensiven Gefühlsausbrüche ist unheimlich kräftezehrend, für das Kind und auch für euch selbst.

Spürst du, dass du selbst am Limit bist, sage dies klar und deutlich und gönne die eine Auszeit. Statt das Kind in sein Zimmer zu verbannen, kannst du sagen: Ich brauch kurz einen Moment Ruhe und trinke ein Glas Wasser in der Küche. Ich bin gleich wieder bei dir.

Auch hüpfen, schütteln, eckige Gegenstände im Raum zählen, tief drei mal ein- und ausatmen oder singen können für den Akutzustand Wunder wirken.

Denn wenn es uns nicht gut geht, wenn wir nicht für uns sorgen, können wir auch nicht für andere sorgen.

Was sind deine Tipps, um gut durch diese Phasen zu kommen?

Ich versuche produktive Inhalte für euch bereitzustellen, denn ich habe eine VISION: eine liebevolle, straffreie Kindheit für alle. Zum Großteil ist der Blog ein Hobby, ich möchte mein Wissen und meine Erfahrungen mit euch teilen – mit euch gemeinsam wachsen. Ich verzichte auch (bis auf wenige Ausnahmen aus Überzeugung) auf Werbung! Wem diese Texte/Inhalte/Videos guttun und möchte, kann mich aber gern hier oder in life auf einen Cafe einladen! Völlig freiwillig, es hilft uns aber den Blog am Leben zu erhalten!






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