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Empowerment für Kinder – Bauchschmerzen durch Worte

Von Kathrin

Erinnert ihr euch an die schwarzen Kästen, die es kürzlich überall zu sehen gab. Schwarze Vierecke, die auf Brutalität und Rassismus aufmerksam machen sollten. Zeichen, die uns sagen: Achtung! Hier läuft etwas ganz und gar nicht richtig.

Es geht um Ausgrenzung, die täglich, minütlich passiert. Es geht um Menschen, die aufgrund ihrer biologischen Merkmale durch anderen Menschen diskriminiert werden. Für mich persönlich geht es darum, Sensibilität für eigenes Handeln und Denken zu entwickeln und sich selbst seiner Denkmuster bewusst zu werden.

Bis zu diesem „Aufruf“ der schwarzen Kästen beschäftigte ich mich nicht wirklich mit meinem Denken. Also, naja, ich dachte bisher eben einfach, ich bin nicht rassistisch. Überzeugt war ich davon, denn bis dato meinte ich, dass es genug ist, wenn ich mich tolerant fühle. Und meine Toleranz sei genug, um mich nicht rassistisch zu fühlen. Ich dulde, aber gleichzeitig tat ich bisher wenig, um zu integrieren. Kurz gesagt, ich stand nicht auf und kämpfte nicht für andere, ich dachte bis vor kurzem, dass dieses tolerante „nebeneinander leben“ ausreicht, um nicht rassistisch zu sein. Stimmt aber nicht. Spätestens nachdem ich „Exit Racism“ hörte, war klar, es ist nicht genug!

Dann fragte ich mich, inwiefern ich in meinen vielen Jahren als pädagogische Fachkraft, die ich Kinder nun schon begleite, einen Auftrag gegen Rassismus gelebt habe? Bewusst ehrlich gesagt wenig. Und um keinen zu verletzen oder gar Fehler zu machen, habe ich dieses Thema gern etwas umschifft. Denn ja, ich wollte nichts falsch sagen und so schwieg ich öfter.

Ein Fehler! Aber wie immer kann man daraus lernen und so begann auch ich, wie so viele in dieser Zeit (zum Glück!) zu lesen, Podcasts zu hören und Menschen, die aufklären, zu folgen. Durch Anekdoten wurde mir bewusst, wie es sein muss mit einem Verhalten anderer aufgrund der eigenen Hautfarbe konfrontiert zu werden. So dachte ich tagelang über das Beispiel von Olivia von Freefamilyrocks nach, die in ihrem Haus bei der Annahme von Paketen immer wieder die Notiz vorfindet „An das Hausmädchen übergeben!“. Sie wohnt dort und ungefragt wird davon ausgegangen, dass sie dort arbeitet. Warum? Sollte ich sie beschreiben, unterscheidet sie und mich die Haarfarbe und -struktur und Hautfarbe. Äußerlich ist es das, was die Menschen sehen. Und das genügt, um zu urteilen. Verrückt dachte ich. Wir leben im Jahr 2020! Und noch immer beurteilen, verurteilen, bewerten, bevorzugen und diskriminieren „wir“.

Ich fühlte mich ein paar Tage und Wochen in diverse Situationen ein und mir wurde immer klarer: Ich werde dieses Thema langfristig in mein Leben integrieren. Lesen. Hinsehen. Hinhören. Und meine Kinder begleiten, aufmerksam zu werden.

Ich begann Kinderbücher für sie und mich zu bestellen, einige von ihnen möchte ich mit euch teilen. Einfach damit wir unser Handeln und Denken hinterfragen und nicht aus Angst davor Fehler zu machen, weiter schweigen.

Das Wort, das Bauchschmerzen macht

von Nancy J. Della, ist ein Buch über zwei Jungs, Lukas und Lennard. Die Jungs sind „Schwarze Deutsche Zwillinge“ und sie erzählen ihre Geschichte (Della 2014). An einem Tag las die Lehrerin eine Geschichte vor und las ein Wort, was Lukas Bauchschmerzen machte. Es ist ein Wort, das sie zu Hause nicht benutzen, da es sie wütend und traurig macht. „Das Wort, das Schwarze Menschen klein und dumm macht. Das Wort, das an den schlimmen Taten der Menschen festhält, die meinen Vorfahren Leid angetan haben“, dachte der Junge (ebd.).

Das Schlimme war, dass während der Junge einen inneren Schmerz spürte, die anderen Kinder um ihn herum, weder zusammenzuckten, noch irritiert wirkten. Es war scheinbar normal. Aber für ihn nicht! Er wusste nicht was er tun sollte. Er fühlte sich so einsam und wünschte, dass wenigstens sein Zwillingsbruder bei ihm sei. Er fühlte sich elend und sein Versuch, sich zu „wehren“ scheiterte. Seine Lehrerin verstand nicht und Lukas Situation spitzte sich zu.

Später erzählte er zu Hause von der Situation und am gemeinsamen Essenstisch berichteten die Familienmitglieder wie sie diese Situationen erleben. Gemeinsam überlegte die Familie, welche Lösung es geben kann, damit die Kinder wieder gern in die Schule gehen. Den Kopf in den Sand stecken und das Gefühl aushalten, dufte nicht das Ziel sein. Gewalt auch nicht! Zurück ärgern? Auch nicht!

Der Vater sieht das Hauptproblem darin, dass es noch immer in der pädagogischen Einrichtungen viele Bücher gibt, die keine menschenrechtlich bewusste Sprache benutzen.

Das Buch nimmt dann eine wundervolle Wendung ein, die ich euch an dieser Stelle nicht verraten möchte. Gemeinsam macht sich die Schule auf den Weg, um sich der Diskriminierung bewusst zu werden. Gemeinsam und mit viel Feingefühl.

Mein Fazit: Ein wundervolles, einladendes Buch für Kinder, aber dem älteren Kindergartenalter. Es hat Gänsehaut-Charakter und bietet sich wunderbar für Eltern und pädagogische Fachkräfte an, um Wörter, die Schmerzen verursachen zu thematisieren. Es lädt dazu ein, sich in die Charaktere hineinzufühlen und Kinder (und auch uns) zu bestärken, Verantwortung zu übernehmen und für sich und andere aufzustehen!

Das Buch wurde mir vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt! Werbung!



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