Home Blog „Mama, Papa, ich möchte Ohrlöcher haben! Darf ich?“

„Mama, Papa, ich möchte Ohrlöcher haben! Darf ich?“

Von Kathrin

Ui, da war es, die Frage aller Fragen. Und obwohl ich mich selbst ganz gut daran erinnere, als ich begann mich für Ohrlöcher und später für Piercings zu interessieren – zuckte ich bei der Frage meiner Tochter kurz zusammen.

Selbst musste ich inne halten und überlegen wie ich persönlich dazu stehe. Einmal, zweimal, dreimal… Dass Kinder eines Tages diesen Wunsch verspüren, ist nicht ungewöhnlich. Und nun halten wir uns viel Zeit im Jahr in Spanien auf. In einem Land, indem die Ohrlöcher sehr häufig bereits zur Geburt gestochen werden. Einfach so und direkt im Anschluss. Während ich so froh bin, dass bei der Geburt unserer Kinder selbst das Wiegen zwei Stunden Zeit hatte und wir ohne zusätzliche Belastungen Ankommen durften.

Selbstbestimmung des Menschen

Fest steht, dass dem Kind beim Stechen von Ohrlöchern eine Wunde zugefügt wird und das Stechen einen Schmerz verursacht, ob kurz oder lang. Der Deutsche Bundestag möchte das Ohrlochstechen für junge Kinder verbieten. Nach dem Gesetz verstößt es gegen die Selbstbestimmung des Menschen über seinen Körper und verstößt gegen das Recht auf körperliche Unversehrtheit. Und ja, Ohrlöcher sind medizinisch keineswegs notwendig und was, wenn sie dem späteren Willen des Kindes nicht gerecht werden?

Das waren Fragen, die wir uns als Eltern ebenso stellten und diskutierten.

Ohrlochstechen, wann ist der richtige Zeitpunkt?

Ob es diesen gibt, ich weiß es nicht. Für uns war aber wichtig, dass das Kind das Ausmaß dessen versteht (Selbstbestimmung, Unversehrtheit, Wille, Schmerz, kann nicht rückgängig gemacht werden).
Wir führten mehrere Gespräche mit dem Kind und zuvor und parallel als Eltern. Zu Beginn kauften wir schöne Ohrklips, die aber auf längere Sicht eher zum Ausprobieren und zum Spielen dienen. Gehalten haben diese nur kurz. Aber die Lust an den Ohrringen konnte so gut ausprobiert werden und der Wunsch reifen.

 Gespräch für Gespräch

… verstand unsere Tochter immer besser, was es bedeutet Ohrringe zu bekommen. Wir beschönigten es nicht, denn es bleibt ein Stich durch das Ohr, eine „gewünschte“ Wunde, die mit Schmuck verziert wird. Den Schmerz können wir dem Kind nicht nehmen. Wir können es begleiten, aufklären, die Hand halten und stützen und die Pflege verantwortungsvoll übernehmen/begleiten.

Der Wunsch reifte

… und die Frage nach den Ohrringen trat ein weiteres Mal auf. Ihr Wunsch und auch unsere Bedenken wurden ernst genommen. Meine persönlich größte Sorge war die, dass es weh tut, sich entzündet, sie es bereut und ich sie hätte davor (be)schützen wollen.

Und dann

… an diesem einen ruhigen Ferientag besprachen wir ihren Wunsch erneut und ich begann zu recherchieren. Ferien eigenen sich natürlich gut, denn wir waren entspannt, hatten Ruhe für die Pflege und sie konnte sich in Ruhe daran gewöhnen.

Wo ist der beste Ort zum Ohrlochstechen?

Möchten wir lieber eine Arztpraxis oder einen Juwelier? Vielleicht passt aber auch ein Tattoo Studio am besten? Die Recherche ergab, dass wir uns für das Ohrlochstechen mit dem Studex (Werbung – unbeauftragt) Ohrlochstechsystem entschieden. Hier wird eine Nadel nahezu geräuschlos durch das Ohrläppchen geführt. Die Ohrstecker und Verschlüsse sind in einer Einmalkartusche, womit diese Variante überaus hygienisch ist. Die aufgelisteten Studios/Orte haben geschultes Personal.

Mama, können wir das HEUTE machen?

Meine Sorge blieb, aber ich fühlte mich immer sicherer, dass sie verstand, worum es geht. So schauten wir ein kleines Video, indem der Ablauf erklärt wurde. Das Ohr wird desinfiziert, ein Punkt wird auf das Ohrläppchen gezeichnet, dieses noch einmal ausgemessen und dann….pieks… Theoretisch war alles klar.

Ich rief diverse Stellen an, eine Arztpraxis, einen Juwelier und ein Tattoo-Studio, wo wir letztendlich auch hingegangen sind. Hier ließ ich mein Bauchgefühl entscheiden.

Das Kind war fest entschlossen, wobei ich ihr versicherte, dass sie es sich auch ansehen und bei Unbehagen jederzeit „zurücktreten“ kann.

Es ist ihr Körper, den ich, den wir, so gut es geht beschützen und pflegen möchten. Wir möchten, dass sie lernt auf sich Acht zu geben, sich gesund zu ernähren, nur so hochzuklettern, wie sie auch allein wieder runterkommt. Wir begleiten sie bei all ihren Abenteuern und möchten ihr vermitteln, dass Mut gut sein kann, aber ebenso Vorsicht und Achtsamkeit wichtig ist.

Sie war fest entschlossen, unheimlich tapfer und beide waren wir aufgeregt. Ich weiß nicht, wer mehr. Und, ja, es tat weh. Und es kullerten auch 3 Tränchen. Ich war da, hielt ihre Hand und begleitete sie bei ihrem Wunsch. Sie musste es letztlich allein schaffen!

Es dauerte 10 Minuten und der Schmerz war wie weggeblasen und plötzlich brach die riesige Freude aus.


„Mama, ich hab jetzt Ohrringe! Sind die morgen beim Frühstück auch noch da? Und übermorgen? Für immer?!? Darf ich sie Oma zeigen?“

Sie war stolz auf sich selbst und bedankte sich am Abend bei mir – dafür, dass ich da war, dass ich ihre Hand hielt und sie im Anschluss ein Stück durch die Straßen trug.

Mein Mama-Herz blutete schon etwas, aber das ist es, was wir unseren Kindern vermitteln möchten. Wir möchten ihre Wünsche ernst nehmen, in Ruhe abwägen, besprechen und wenn nötig aufzuschieben, wenn möglich gemeinsam zu realisieren. Wir möchten, dass unsere Kinder lernen auf sich Acht zu geben und ihren Körper mit Respekt zu behandeln, zu beschützen.

Und eins steht fest (ich hoffe und kreuze die Finger) – weitere Piercings und Tattoos warten nun bis sie erwachsen sind! So unser Deal 🙂

Aber damit alles auch schmerzfrei weiter läuft, ist die Reinigung und Pflege unheimlich wichtig.


Reinigung

Damit sich nichts entzündet, reinigen wir die Ohrlöcher 2 Mal täglich mit einem Piercing Spray. Hierfür geben wir ein paar Sprühstöße auf zwei Wattestäbchen und reinigen entlang und rundum den Titan-stecker.

Wir haben unser Spray direkt vom bärtigen Piercer erhalten, aber ich habe dieses und auch ähnliche ebenso in der Shop-Apotheke entdeckt.

Es handelt sich hierbei um Werbung und eine Weiterverlinkung zum Shop.

Falls ihr auf der Suche seid, könnt ihr euch in der Shop-Apotheke nach verschiedenen Produkten zur Desinfektion von Wunden oder speziell für die Pflege von Ohrlöchern umsehen:


Haben eure Kinder bereits Ohrlöcher oder ist dies keinerlei Thema? Lasst mich wissen, wie ihr damit umgeht!

Liebe Grüße,
Kathrin

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