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Buchrezension „Geschichten, die das Leben erzählt, weil der Tod sie geschrieben hat“

Von Kathrin

Mechthild Schroeter-Rupieper (2018): Geschichten, die das Leben erzählt, weil der Tod sie geschrieben hat. Patmos Verlag. ISBN: 978-3-8436-0882-4

Passiert uns in unserer Familie ein Schicksal, haben wir – jeder von uns – die Möglichkeit damit in einer Art und Weise umzugehen. Wir müssen uns eine Geschichte „bauen“, „(…) mit der wir weiterleben müssen, weil wir weiterleben möchten.

Dabei gilt das Prinzip: Ist das Glas halb voll oder halb leer? Nein, es geht nicht darum, sich das Traurige schönzureden. Es geht vielmehr darum, das Beste aus dem Schlimmsten zu machen, damit wir nicht Opfer unseres Schicksals werden.“

Schroeter-Rupieper, 2018, S. 11

Mechthild Schroeter-Rupieper ist seit circa 25 Jahren Trauerbegleiterin. Sie nennt trauernde Lebenskünstler, die es immer wieder neue Blickwinkel einzunehmen, um auf Krisen zu blicken. Sie begleitet die trauernden Menschen während und nach dem Tod und erzählt ihre Geschichten. Sie sind Vorbilder für andere, denn sie zeigen, wie es möglich ist weiter zu leben.

Sie schreibt: „Es macht mich stolz, diese Menschen zu kennen. Wir machen uns gegenseitig Mut, dem Leben und dem Tod ins Auge zu schauen. Und vielleicht können diese Geschichten so helfen, dem Tod wieder einen Platz in unserem Leben zu geben.“

Mechthild Schroeter-Rupieper

Aufbau des Buches

Das Buch unterteilt sich in drei große Abschnitte:

  • „Dem Tod ins Auge sehen“ – Geschichten, von der Zeit vor dem Tod
  • „Dann kam der Tod. Und es war für immer anders“ – Geschichten, um die Zeit des Todes
  • „Wie lange dauert Traurigsein?“ – Geschichten, die davon erzählen, wie Menschen mit dem Verlust weiterleben

Geschichten, aus dem wahren Leben

Alle Geschichten aus diesem Buch wurden von der langjährigen Trauerbegleiterin und Autorin Mechthild Schroeter-Rupieper selbst in ihrer Arbeit erlebt. Es ist in reiner Geschichtenform verfasst.

Das zweite Vorwort wird von jungen Trauernden geschrieben. Sie erzählen ihre Geschichten selbst und laden uns LeserInnen zum Staunen, Erstarren, Traurigsein und/oder Aufatmen ein. So ist es oft, wenn wir von Geburten und dem Tod erfahren. Beide Dinge sind so gewiss im Leben und sie lassen uns häufig ein Gefühl von Gänsehaut erleben.


Auszug aus dem zweiten Vorwort

Mechthild fragte den achtjährigen Jungen, der vor kurzem seine Mutter verloren hatte:
„Kennst du auch Traurigkeit?“

„Ja, sie fängt bei mir im Bauch an, dann steigt sie immer höher, so bis zum Hals. Und wenn sie da oben angekommen ist, dann heule ich nicht. Dann ärgere ich jemanden oder mache einen Witz, weil dann die Traurigkeit bei mir wieder weggeht.“

Diese Geschichten werden geteilt und erzählt, weil sie anderen helfen mit ihrer Trauer und dem Verlust umzugehen.


Das Lesen der Geschichten regt zum Nachdenken und Reflektieren an. Sie zeigen, wie ein Weiterleben funktionieren kann.


„Wir haben einen wichtigen Menschen verloren und haben trotzdem oder deswegen eine neue Kraft in uns dazugewonnen.“

Schroeter-Rupieper, 2018, S. 15

Mein Fazit

Es ist anders, es ist Gefühl, es ist Leben, es ist Traurigkeit und ganz viel Gänsehaut. Die Autorin verzichtet in diesem Buch auf Hintergrundwissen und lässt einzig und allein die Erlebnisse für sich sprechen.

Diese nehmen uns mit, lassen uns staunen und lächeln. Wir alle wissen, dass das Leben für die Hinterbliebenen weiter geht. Die Geschichten zeigen uns, wie wir statt mit einem halb leeren Glas, mit einem halb vollen Glas weiter leben können. Mit dem Verlust gestärkt zu leben, ohne die Traurigkeit zu verbannen, ist eine große Chance.


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