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Buchempfehlung „ERZIEHEN ohne SCHIMPFEN“ von Nicola Schmidt

Von Kathrin

Gräfe und Unzer Verlag GmbH, 1. Auflage 2019, ISBN: 978-3-8338-6856-6

Alltagsstrategien für eine artgerechte Erziehung

Besonders in der letzten Zeit sind ja verschiedene Bücher zu diesem Thema erschienen, die der Frage nachgehen: Wie können wir Erwachsene unsere Kinder begleiten, ohne sie zu beschämen und unsere Wut an ihnen auszulassen. Und weil dieses Thema so wichtig ist und wir LeserInnen nicht genug darüber erfahren können, möchte ich euch auch dieses vorstellen.

Die Autorin Nicola Schmidt, welche bereits verschiedene Bücher wie artgerecht für Babys und Kleinkinder, das Geschwisterbuch, slow family und wild world veröffentlicht hat, ist Politikwissenschaftlerin, Autorin, Dozentin und u.a Mutter.

Was das Buch verspricht

Die LeserInnen erfahren:

  • warum wir manchmal vor Wut toben, statt besonnen zu reagieren,
  • was sich biologisch dahinter verbirgt und wie wir unsere Reaktionen verändern können,
  • was schimpfen, meckern und bestrafen im Gehirn der Kinder bewirkt,
  • wie wir unser Familienleben positiv mit anderen Handlungswegen verändern können,
  • und weil das vielleicht alles gar nicht so leicht ist, zeigt uns Nicola Schmidt wie wir ganz persönlich in kleinen Schritten möglich ist – step by step quasi!

Ein Blick in das Buch – Kapitel für Kapitel

Da ich mir vorstellen kann, dass es alle von euch zu Hause harmonisch lieben und ihr gern mit stressigen Situationen ruhig und gelassen umgehen möchten. Aber ihr habt Sorge, dass ihr nun noch ein Buch lesen sollt, was Veränderung verspricht?
Kurz vorweg: als ich mit dem Lesen begann, konnte ich kaum damit aufhören. Denn, Nicola Schmidt gelingt es, fundierte Inhalte zu vermitteln und die LeserInnen spielend mitzunehmen. Es fühlt sich an, als ob du mit ihr bei einem guten Gespräch gemütlich zusammen sitzt und sie dir anhand lebendiger Beispiele mal eben alles genaustens erzählt. Und ich hatte das Gefühl, dass sie mir dabei meine auftretenden Fragen Kapitel für Kapitel beantwortet – einfach so! Von Elternteil zu Elternteil. Herrlich!

  1. Kapitel: Das Buch startet mit ein paar kleinen Tests, um zu sehen, wo wir stehen und wie wir unsere Kinder sehen und wo wir hin wollen.
  2. Kapitel: „Warum wir Eltern ausrasten“, heißt das folgende Kapitel. Wir (!) Eltern – merkt ihr, die Autorin ist eine von „uns“. An dieser Stelle wird wirklich sehr vereinfacht und anhand von bekannten Beispielen erläutert, was in unserem Kopf so passiert. Am Ende eines jeden Kapitels gibt es alles noch einmal „Auf einen Blick“.
  3. Kapitel: „Warum uns Schimpfen oft peinlich ist“, geht unseren Gefühlen auf den Grund. Warum schimpfen wir und wie fühlen wir uns damit? Die Autorin ergründet die Scham und erläutert u.a wie wir diese stärkend einsetzen können. Gefühlt gehen wir gemeinsam mit Nicola Schmidt und unserem wütenden, erschöpften Kind einkaufen. Eine klassische Situation, die wir gemeinsam mehrfach durchleben. Mal streng und meckerig, schambehaftet und feinfühlig. Alles Situationen, die wir kennen und es geht nicht darum von nun an alles perfekt zu machen – aber gemeinsam sind wir auf dem Weg und erfahren auch, wie wir uns beispielsweise entschuldigen können, aber auch wie wir uns schützen. Denn viele kennen den inneren und strengen Kritiker, der sich bei uns gern meldet und uns erzählen möchte, dass wir keine „guten Eltern“ sind. Auch dafür weiß Nicola Rat.
  4. Kapitel: Widmet sich der Frage: „Ist unser Familienleben artgerecht?“. Und plötzlich reisen wir zu den Seychellen und erfahren sehr berührende Einblicke in eine andere Kultur. Ich möchte nicht zu viel vorwegnehmen, aber diese Seiten erzeugten in mir Gänsehaut und ließ mich erneut aufhorchen. Denn fragen wir uns ehrlich mal wofür wir Menschen gemacht sind, wird wieder einmal klar, dass es nicht das uns bekannte Familienmodell mit Vollzeitjob und Joggen im Hamsterrad als sportliche Aktivität sein kann. Und auch an dieser Stelle hat Nicola Ideen, wie wir es uns leichter machen könnten!
  5. Kapitel: „Wie wir anders mit Stress umgehen“ zeigt uns, wie wir im grünen Bereich bleiben können, damit wir eben erst gar nicht ausrasten. Aber was passiert eigentlich in uns, wenn unsere Alarmglocken leuchten? Unsere eigene Kindheit spielt da eine wichtige Rolle, aber aus erklärbarem Grund nehmen wir in stressigen Situationen an, dass unsere wüsten Gefühle von einem Kind ausgelöst werden. „Stattdessen wird etwas in uns ausgelöst, das mit unserem Kind nichts zu tun hat – etwas viel Älteres.“ (Schmidt, 2019, 73). Die Autorin erinnert uns daran, wie wir „Stress im Schach halten“.
  6. Kapitel: Und klar, wer gestresst ist und müde, reagiert schneller ungeduldig, harsch und Mitgefühl fällt schwerer. Daher gehen wir der Frage nach, „Wie wir uns im Alltag entlasten“. Die Autorin bezieht u.a. Weisheit und Übungen der Achtsamkeit und Meditation ein. Umso achtsamer wir mit uns selbst sind und unsere eigenen Bedürfnisse im Blick behalten, umso besser gelingt es uns mit unseren Mitmenschen feinfühlig umzugehen. So gibt sie uns LeserInnen Denkanstöße und Erinnerungen, wie: „Wenn wir unserem Gehirn morgens als erstes sagen, wie dankbar wir für dieses Leben und diese wunderbaren Kinder sind, gehen wir viel entspannter und offener in den Tag.“ (89). Es geht unter anderem darum tägliche Abläufe und Routinen zu optimieren, Achtsamkeit zu üben, um in Konfliktsituationen „anders“ zu reagieren.
  7. Kapitel: „Kreative Ideen zur Lösung von Konflikten“ hilft uns in Situationen, in denen Kinder trotz aller Liebe und Geduld blockieren. Welche klassischen Konfliktfelder kennen wir und wie können wir darauf reagieren, ohne unsere Macht auszuspielen? Und das geht, und zwar am besten spielerisch. Wir erfahren allerlei Beispiele, die es uns leichter machen, diese in unserem Alltag anzuwenden.
  8. Kapitel: „Wie wir Regeln trotzdem durchsetzen“, denn ja, wir wollen keine „Laisser-faire“ Erziehung. Wir möchten Kinder, die kooperieren und Kinder wiederum möchten teilhaben und mitentscheiden. In diesem Kapitel erfahren wir, was Kinder mit entscheiden können und wie wir „Regeln so vermitteln könnnen, dass sie ankommen“ (140).
  9. Kapitel, dieses schließt das Buch mit der „21 Tage ohne schimpfen – die Challenge“ ab. Kurz, aber effizient wird eine Challenge vorgestellt, die es uns leichter machen soll, unsere Gewohnheiten zu verändern!

Mein Fazit

Ich habe es ja bereits etwas vorweggenommen, aber nun noch einmal! Das Buch zu lesen, lohnt! Es liest sich wirklich wie ein nettes und überaus informatives Gespräch mit einer guten Freundin oder einem guten Freund. Es ist Balsam für die Seele, denn es nimmt uns mit, erklärt, ohne zu belehren und liefert viele spannende und alltagstaugliche Tipps, Übungen und Spiele.

Und ich kann euch die Sorge nehmen, ihr könnt es auch getrost am Abend und in müdem Zustand lesen – es wird euch erreichen.

Zudem ist es ansprechend illustriert und gestaltet!

Die einzige Frage, die ich die Autorin im Gespräch im Wohnzimmer noch fragen wollte:
Was, wenn Eltern sich beim Schimpfen nicht schämen und dieses Mittel aus Überzeugung einsetzen, um genau SO zu „erziehen“ und Grenzen aufzuzeigen, damit ihnen die Kinder nicht „auf der Nase rumtanzen“? Was, wenn autoritäre Eltern ihre Gefühle von Scham selbst verleugnen oder nicht ernst nehmen und die Verantwortung für Strafen und Schimpfen dem Kind und seinem Verhalten zuschreiben?

Vielen Dank für das wundervolle Buch! Ich freue mich auch auf eure Rückmeldungen!

*Das Buch wurde mir vom gu Verlag zur Rezension sowie zur Verlosung zur Verfügung gestellt, daher handelt es hierbei um Werbung. Meine Meinung ist dadurch in keiner Weise beeinflusst.*

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