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Herausforderung – Kinderschlaf und warum ich dabei so wichtig bin

Von Kathrin
Foto: pixabay

Diese Frage stellen sich so einige Eltern. Manchmal sind es auch nur die Väter oder die Mütter, die dieses Thema beschäftigt und bei Uneinigkeit wartet das nächste Problem – nicht nur zwischen dem Kind und den Eltern, auf Grund der unerfüllten Erwartung, sondern auch zwischen dem Paar. Ein kleiner Teufelskreis beginnt.

Kinderschlaf – ein brisantes Thema, immer und überall

In den letzten 9 Jahren beschäftigte mich dieses Thema häufig und auch in Blogs, Ratgebern und Büchern bleibt das Thema über den kindlichen Schlaf ein Klassiker. Es gibt einige Programme und viele Tipps von Eltern, Großeltern und Experten, die uns überall begegnen. Auch wissen wir, dass es von Familie zu Familie, von Land zu Land, von Kultur zu Kultur unterschiedlich gehandhabt wird.

Selbst in einem Haushalt, in einer Familie kann sich durch Erfahrung die Sicht auf dieses Thema mit der Zeit total ändern. Unsere Erfahrung lehrt uns, bewegt uns, verändert uns. Vor allem eins: jedes Kind ist individuell. Auch das hört und liest man überall, fast wie eine Floskel. Aber wie sehr es zutrifft, erleben viele Eltern mit ihren Kindern zuhause. Schläft das Kind Nummer eins vielleicht problemlos und ohne Widerspruch vom Säuglingsalter allein, so kann das Kind Nummer zwei auf diese Situation ganz anders reagieren und klammert sich förmlich fest. Kind eins benötigt seinen Nuckel immer und überall, während Kind zwei diesen immer schon ablehnte. Kennt ihr das?

Meine Sicht auf das Thema „Schlaf“ hat sich auch grundlegend mit Kind Nummer zwei verändert. Auch meine Erfahrung, meine Einstellung, mein Wissen und meine Prioritäten sind nicht dieselben wie vor neun Jahren.

Kinderschlaf – Wissen und Erfahrung

Klar wusste ich schon immer, dass Kinder keine Knetmasse sind. Sie sind individuell und einzigartig! Mit zwei sehr verschiedenen Geschwistern zuhause, wird das theoretische Wissen auch praktisch spürbar.

Fakt ist, Kinder können von Liebe und Nähe nicht verwöhnt werden, sie stillen lediglich ihre Bedürfnisse. Meine Kinder baden förmlich, jedes in seiner Art und Weise, in unserer Nähe, Zuneigung und den Kuscheleinheiten. Sie tanken sich förmlich auf und wenn sie satt und zufrieden sind, gehen sie wieder raus in die Welt und sammeln ihre Erfahrungen, spielen und entdecken.

Besonders in der Nacht, wenn es dunkel und ruhig wird und Kinder den Tag verarbeiten, benötigen sie uns besonders. Unsere Nähe, Sicherheit und Geborgenheit!

Sie machen auf sich aufmerksam, wenn sie Schutz benötigen oder einen Mangel an Sicherheit spüren. Um sich sicher und wohl zu fühlen, benötigen sie „(…) eine beruhigende Atmosphäre, Halt, Sicherheit und das Gefühl, geborgen zu sein“ (Saalfrank 2017, S. 41). Ist dies nicht gegeben, so meldet sich das Nervensystem, welches durch die Entstehung von Angst und Stress die erste Bindungsperson fordert. Durch Körperkontakt und der Erfüllung des Bindungsbedürfnisses, wird Oxytocin produziert. Dieses Hormon, welches auch bei der Geburt und beim Stillen freigesetzt wird, ist für die emotionale und neurobiologische Entwicklung von großer Bedeutung.

Das Kind kommt jede Nacht zu mir – Warum nur?

Das Kind spürt und erfährt langfristig, wer für das Kind und die Erfüllung der Bedürfnisse da ist. Diese positive Erfahrung hilft langfristig zur Stressregulation. „Weiterhin hemmt Oxytocin das Stresssystem des Kindes, beruhigt es und bietet gleichzeitig dem Gehirn eine optimale Lernumgebung für die Erkundung der Welt und den wichtigen Drang nach Selbstwirksamkeit“ (ebd., S. 42).  Lassen wir Kinder mit diesem Gefühl nicht allein, so erfahren  sie, dass ihre Bedürfnisse ernst genommen werden. Es lernt langfristig umso besser, auch mit anderen Menschen mitzufühlen.

Dies erklärt auch, wieso Kinder, obwohl sie vielleicht vor ein, zwei Stunden so selig im eigenen Bett eingeschlafen sind, nun plötzlich erwachen und nach uns suchen.

Sie fühlen sich unsicher, ihr Nervensystem produziert Stress und um diese Situation zu verändern, suchen sie nach einer Bindungsperson. Sie fordern Nähe und Körperkontakt förmlich ein, um wieder stressfrei und mit Oxytocin überschwemmt, einschlafen zu können.

Aber warum klappt das Einschlafen und Durchschlafen woanders so „problemlos“?

Wir wissen auch, dass Kinder kooperieren und in der Lage sind ihre eigenen Bedürfnisse eine Weile zurück zu stellen. Besonders gut sind sie im Unterdrücken der Bedürfnisse, wenn sie Sorge vor Strafen haben oder spüren, dass sie gerade anders „funktionieren“ müssen. Langfristig führt diese Nichterfüllung aber zur Schädigung der Gesundheit. Kinder sind Meister im Erarbeiten von Bewältigungsstrategien, nicht immer sind diese aber gesund und förderlich. Erfahren Kinder langfristig, dass sie sicher und nicht allein ist, so schläft es eines Tages auch allein (vgl. Saalfrank, 2017, S. 43).

Schlafbegleitung im Alltag

Natürlich gibt es Abende, an denen ich auch noch meine „Ruhe“ haben möchte oder einfach Zeit benötige, um den Haushalt zu schmeißen und Rechnungen zu begleichen. Auch meine Gefühle und Bedürfnisse benötigen Raum. Die Bedürfnisse des Partners selbstverständlich auch. Und wir wissen auch, dass Kinder zufriedene Eltern zum Wachsen und glücklich sein benötigen. Wenn wir keine oder nur wenig Zeit zusammen verbringen, vielleicht getrennt schlafen, weil das Familienbett zu klein ist oder von einem abgelehnt wird, lauern weitere Hindernisse der Elternschaft. Eine bestimmte Zeit geht das vielleicht gut und unsere Bedürfnisse vertragen einen Aufschub, aber nicht ewig.

Daher sollten wir nicht vergessen: In der Familie benötigen wir ein Gleichgewicht zwischen allen Bedürfnissen aller Familienmitglieder.

Die Bedürfnisse aller Familienmitglieder sind wichtig!

Diese in einer notwenigen Balance zu halten, ist mehr als schwierig. Sich selbst immer zurückzunehmen und für Kinder und Parner zu opfern ist keine gute Idee. Mir hilft jedoch das Wissen, dass meine Kinder mich jetzt, in diesen Jahren ihrer Kindheit mehr benötigen, als vielleicht in ihrer Jugend. Dies lässt mich meine Bedürfnisse meistens leichter zurückstellen. Meist kann ich ihren Wunsch nach Nähe und Schutz sogar genießen. „Mama, eine Massage würde mir jetzt gut tun!“ Solche Äußerungen bringen mich zum Staunen und machen mich glücklich.

Dies bedeutet aber nicht, dass ich jeden Abend so lange wie es mein Kind braucht, auch bei ihm sein kann. Es ist wichtig, den eigenen Energiepegel zu beachten und dem Kind mitzuteilen, wenn man heute nicht so lange bleiben „kann“.

„Wenn nicht nach einem starren Muster gelebt werden muss, wird die Beziehung untereinander tiefer und gewährender. Ihr Kind wird Sie dann nur zu besonderen Zeiten nicht gehen lassen können, und dann ist es wahrscheinlich sehr wichtig, dass Sie noch einen Moment bleiben“.

Draxler/Koch 2017, S. 57

Seitdem ich weiß, wie wichtig ich für diese(n) kleinen Menschen bin, wie sehr ihr/sein Wohlbefinden von meiner Präsenz und Nähe abhängt, kann ich die Zeit beim Einschlafen und in der Nacht viel gelassener sehen. Ich fühle mich mittlerweile geehrt und glücklich, solch eine wichtige Rolle für diese kleinen Menschen zu spielen.

Im Alltag gelingt mir dies aber erst so richtig, seit dem ich berufliche Verpflichtungen nach hinten geschoben habe. Mit einer „noch-zu-tun-Liste“ im Nacken konnte ich diese abendliche Zeit nie richtig genießen. Ich saß förmlich auf heißen Kohlen und fühlte mich zerissen.

Ich persönlich bin gern berufstätig, genieße meine Zeit für mich, habe Hobbys, treffe gern Freunde und liebe die Zeit mit meinem Mann, a b e r ich liebe es eben auch sehr Mutter zu sein. Diese Aufgabe lässt mich wachsen und macht mich am Ende des Tages unglaublich glücklich.

Praktische Tipps für eine gelassene Einschlafbegleitung:

  • Das Wissen darüber, dass mein Kind mich braucht und durch meine Anwesenheit Sicherheit und Geborgenheit spürt.
  • Die Sicherheit, dass es mit mir an seiner Seite den Tag besser verarbeiten kann.
  • Die Erfahrung, dass ich jetzt so wichtig bin und die Zeit begrenzt ist. Schon in ein paar Jahren werde ich der Zeit hinterher trauern und wünschte, ich dürfte es in Ruhe in den Schlaf begleiten, statt es in einer Disco zu wissen.
  • Um selbst ruhig und gelassen zu sein, dürfen keine großen Verpflichtungen mehr auf mich warten. Ein Wäscheberg, wichtige Arbeitsvorbereitungen oder unerledigte dringende Dinge lassen mich ungeduldig und unruhig werden.
  • Wichtig ist, in sich zu hören und eigene Auszeiten und Freizeit zu wahren. Mit der Einschlafbegleitung abzuwechseln kann sehr zum Ausgleich beitragen.
  • Mir helfen auch Rituale, klare Strukturen, um die Zeit zu genießen!
  • Kinder, die nicht müde sind, in den Schlaf begleiten zu wollen, kann sehr mühsam und langwierig sein. Also, lieber ein müdes Kind ins Bett begleiten.
  • Ich möchte mein Kind so begleiten, wie ich selbst auch gern begleitet worden wäre – mit Liebe, Nähe, Geschichten, Kuscheleinheiten, Massagen. Ein selig schlafendes Kind, welches in Ruhe, allein oder mit unserer Begleitung in den Schlaf gefunden hat, macht glücklich!

Literatur:

Draxler, A.; Koch, A. (2017): Das FenKid-Buch für Eltern. Kindern liebevoll Halt geben. München

Saalfrank, K. (2017): Kindheit ohne Strafen. Neue wertschätzende Wege für Eltern, die es anders machen wollen. Weinheim Basel

 

 

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