Home Blog Phasen oder Entwicklungsschritte?

Phasen oder Entwicklungsschritte?

Von Kathrin

Es gibt diese Tage, an denen ich meine Ideen habe und mit guter Laune das sonnige Wochenende starte und immer mal wieder steht die Ampel auf r-o-t! Nein, nicht meine Ampel, sondern die des Kindes. Das Frühstück ist nicht gut, das Toast falsch halbiert, Milch und Wasser sind nicht die gewünschten Getränke, die Unterhose unbequem, Zähne putzen wird ewig verweigert und wenn es dann nach gefühlten 20 Diskussionen oder Atemübungen meinerseits gleich losgehen kann, ist das Ausflugsziel total doof und wird abgelehnt, obwohl der Tag zuvor gemeinsam geplant wurde. In diesen Momenten übe ich mich im Atmen und in Gelassenheit. Ich möchte mich nicht unnötig stressen, mit Dingen, die gerade sind wie sie sind. Ich frage mich vielmehr, was versteckt sich dahinter? Versteckt sich dahinter überhaupt was? Ist es eine Phase, ein Entwicklungsschritt? Was möchten mir mein Kind damit sagen?

Auf den Bauch hören und entspannt bleiben

Das nehme ich mir immer vor und am Wochenende gelingt es halbwegs. Unter der Woche-  mit dem Stress und der Anforderung nach Pünktlichkeit fällt es mir weit aus schwerer. Aber ich spüre jeden Mal, dass Druck die Sache erschwert. Ich habe mein Bild der Ampel und bitte mein Kind in diesen Momenten die Ampel auf grün zu schalten und „zu fahren“, ohne an jeder Ecke stehen zu bleiben, denn manchmal fehlt die Zeit und mir auch leider öfter die Geduld. Nicht selten höre ich dann, dass nur gelb möglich ist, aber das ist mir lieber als rot, also nehme ich gelb. Das ist dann die Sache mit der Kooperation. Es fällt dem Kind dann einfach schwer zu kooperieren und mein Blick sollte sich verstärkt darauf richten, was gerade gut gelingt, statt auszusprechen, was noch alles so fehlt. Meine Kooperation ist dann mehr als gefragt.

Eine Phase?

Vermutlich steckt das Kind wirklich in einer Phase, einer Veränderung und möchte mich damit überhaupt nicht ärgern, herausfordern oder gar provozieren. Höchstwahrscheinlich ist es für das Kind am anstrengendsten, denn immer wieder liegen diese riesigen Steine im Weg und diese behindern es im weiter laufen. Dann kommt da auch noch die Stimme aus dem Hintergrund, die bemängelt, dass es nicht schnell genug ist oder etwas nicht nach deren Vorstellung macht. Nun ja, wir leben zu viert zusammen und wir vier können leider nicht immer so schnell sein wie das langsamste Glied der Kette (liebe Emmi Piker- ich denke oft an dich!). Aber, es wäre schön, wenn es gehen würde. Diese Sehnsucht nach der Zeit…

Und auch denke ich in diesen Momenten gern an Herrn Juul, der rät zu warten und beschwört, dass sich viele Konflikte von selbst lösen. Nicht selten muss ich dem zustimmen und doch ist da meine Ungeduld, der Druck und diese Anforderungen dieser großen Welt. An mich, an mein Kind.

Ich glaube es muss schwer sein zwei zu sein, auch drei, vier, fünf, sechs. Und dann plötzlich als Schulkind, mit sechs, sieben werden die Anforderungen noch einmal in die Höhe geschraubt. Es passiert so viel in diesen kleinen Körpern und mit all dem müssen sie zurecht kommen. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass ich in diesen Momenten eins besonders brauche- Geborgenheit, Zuspruch, Unterstützung, Nähe und viel Liebe. Einfach darin, dass ich auch in diesen Momenten „richtig“ bin und von meinen mir nächsten Menschen geliebt und unterstützt werde, besonders dann, wenn ich es am wenigsten „verdiene“ und mir selbst regelmäßig im Weg stehe. Ich brauche es dann am meisten, diese Sicherheit und der Halt und mein Kind auch.

Also atme ich durch und streiche diese belehrenden Sätze. Ich fühle mich in mein Kind ein und merke, dass da tatsächlich ein großer neuer Berg in der Entwicklung bevorsteht und sehe diese Leistung, Kompetenzen und besonderen Eigenschaften, die es hat. Mit diesem Lächeln auf den Lippen und der Bewunderung für dieses Kind beende ich diesen Tag und starte morgen in einen neuen, an dem ich sehe was es alles so großartig macht.

Ich nehme mir fest vor mich nicht in dem Negativen fest zu beißen und bei all dem frage ich mich auch, wo stehe ich gerade? Befinde ich mich vielleicht auch gerade in einer Phase, einem Umbruch, was hat das alles auch mit mir zu tun? Und was macht meine Ampel gerade? Es muss nicht immer grün sein, bloß nicht!

 

Merken

Wie hat dir dieser Beitrag gefallen? Bitte bewerte diesen Artikel zum Abschluss
[Bewertungen: 1 Bewertung: 5]

Related Articles

Schreibe was dich bewegt

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.