Home Fachtexte Stoppt den Ausruh- und Schlafzwang im Kindergarten

Stoppt den Ausruh- und Schlafzwang im Kindergarten

Von Kathrin
Foto: pixabay

Kinder haben unterschiedliche Schlafbedürfnis und -gewohnheiten

Stoppt den Ausruh- und Schlafzwang im Kindergarten

Der folgende Artikel richtet sich an pädagogische Fachkräfte und möchte die gängigen Informationen bezüglich des kindlichen Schlafbedürfnisses auffrischen. Es ist unumstritten, dass Kinder Phasen der Ruhe und Entspannung im Tagesablauf benötigen. Wie können diese an die Bedürfnisse der Kinder angepasst werden? Benötigen alle Kinder gleich viel Schlaf? Wer bestimmt wie viel Kinder schlafen sollen – Eltern, die Fachkräfte, das Kind? Ist eine restriktive Mittagsruhe für die gesunde Entwicklung von Kindern förderlich? Fragen, die in Kindergartenteams regelmäßig erörtert werden und mit den Wünschen der Eltern kollidieren. Um diese Fragen näher beantworten können, werden die Auswirkungen des Mittagsschlafes auf den Nachtschlaf erörtert und Ideen für eine harmonische Umsetzung von Ruhezeiten im Sinne aller beschrieben.

In mehreren Kindergärten in Deutschland wurden nach pädagogischen Fortbildungen konzeptionelle Umstrukturierungen des Tagesablaufs durch die allgemeinverbindliche Mittagsruhe beschlossen. Das Konzept sieht vor, dass alle Kindergartenkinder (0-6 Jahre) in verschiedenen Altersgruppen nach dem Mittagessen eingeteilt und nach einem festen Ritual und Vorgehen in die Ausruh- bzw. Schlafzeit begleitet werden. Nicht nur die Krippenkinder werden zur Ruhe angehalten, auch die Fünf- und Sechsjährigen haben einen festen Platz auf ihrer zugewiesenen Matte. Dort müssen sie liegen, oder sitzen, dürfen sich nicht bewegen und das Spielen und Sprechen ist untersagt. Eine pädagogische Fachkraft liest eine bekannte Geschichte vor, spielt im Anschluss eine leise Entspannungsmusik im Hintergrund und legt sich zu den Kindern. Die Zeit wird beginnend von 15 auf bis zu 60 Minuten gesteigert. Kinder, die nicht einschlafen, dürfen nach ca. 45 bis 60 Minuten aufstehen. Kein Kind darf vom Einschlafen abgehalten oder vor Beendigung der Ruhephase geweckt werden. Ist diese Form der restriktiven Mittagsruhe förderlich?

Das Schlafbedürfnis von Kindern

Zu Beginn gilt es das Schlafbedürfnis von Kindergartenkindern zu hinterfragen. Für einige Kinder ist der Mittagsschlaf und das Ausruhen auch im Vorschulalter für die Regeneration der geistigen und körperlichen Kräfte und die Verarbeitung der Eindrücke des Tages notwendig und ergänzt den Nachtschlaf. Der Schlaf beeinflusst die Konzentration und das Lernverhalten und ist lebensnotwendig – das steht außer Frage (Largo 2010, S. 187). Im Schlaf sinken die Stresshormone nachweislich und im Tiefschlaf werden Wachstumshormone ausgeschüttet (vgl. Naranjos Velazquez, S. 11f.)
Schauen wir uns den Schlafbedarf der Kinder an, so wird deutlich, dass dieser sehr individuell ist und bei Kindern im gleichen Alter starke Abweichungen zu erkennen sind. Es gibt nachweisbar Kurz- und Langschläfer. Während Kurzschläfer schon mit ungefähr 2 Jahren auf den Mittagsschlaf verzichten, schlafen nur noch 50% der Kinder mit ungefähr 3 Jahren (vgl. Kramer 2015, S. 6). Bei den 5-Jährigen schlafen zur Mittagszeit nur noch ungefähr 8% der Kinder im Durchschnitt (vgl. Naranjos Velazquez, S. 12).
Neben den individuellen Schlafbedürfnissen der Kinder variiert auch der Tagesablauf außerhalb der Kita von Kind zu Kind. Während einige Kinder früh gebracht werden, schlafen andere länger und kommen erst nach dem Frühstück in die Gruppe. Manche legen nach der Kita zuhause eine Ruhephase ein. Ob ein Kind also zur festgelegten Mittagszeit müde ist, hängt von den individuellen Schlafenszeiten, den Tagesabläufen, den Gewohnheiten und kulturellen Einflüssen der Kinder ab.
Die Sozialwissenschaftlerin Marlene Meding vertritt die Auffassung, dass Kinder sich im Alter von 3 bis 4 Jahren trotz Müdigkeit mit bestimmten Techniken wach halten und aufgrund des Wunsches nach Teilhabe an der Gemeinschaft oder Aktivitäten ihre Müdigkeit verleugnen. Erst mit 5,5 bis 6 Jahren könnten sie ihren Schlaf-Wach-Rhythmus selbst steuern (vgl. Meding 2016, S. 16). Hier sollten die Erwachsenen eingreifen und die Führung übernehmen, so Meding.
Wie wir nun wissen, verändert sich das Schlafbedürfnis in diesem Alter signifikant und nur noch ein kleiner Teil hält Mittagsschlaf. „Je älter es wird, desto mehr wird es von Gewohnheiten und kulturellen Faktoren geprägt“ (Largo 2010, S. 228). So schlafen beispielsweise in Skandinavien Kinder mit 3 Jahren weniger als beispielsweise in Spanien (vgl. ebd.). Dort gehen die Kinder kulturell bedingt viel später ins Bett, als wiederum in Deutschland.

Ruhephasen sind wichtig

Es ist unumstritten, dass Kinder, egal ob Kurz- oder Langschläfer nach einer Zeit der Anspannung eine Entspannung benötigen. Kinder brauchen und wählen im Kindergarten Rückzugsmöglichkeiten, Höhlen und/oder ein Sofa und Matratzen zum Ausruhen. Auch Phasen der Bilderbuchbetrachtung können entspannend wirken (vgl. Kollmann 2013, S. 48 f.) Stellen wir uns die Frage, ob ein Kind eine Ruhe- oder Schlafphase benötigt, so gibt das Verhalten des Kindes Aufschluss darüber. Zeigt es sich aktiv und zufrieden oder eher erschöpft, weinerlich und mit geringer Frustrationstoleranz? Beobachtungen geben hier in der Regel klare Anzeichen und Eltern sowie pädagogische Fachkräfte kennen ihre Bezugskinder und können diese somit angemessen und individuell begleiten.

Auswirkungen des Mittagsschlafes auf den Nachtschlaf

Es ist belegt, dass der Schlafbedarf von Mensch zu Mensch abweicht. Einige Kinder benötigen mehr Schlaf als andere. Kinder, die am Tag (beispielsweise zur Mittagszeit) viel schlafen, schlafen in der Nacht weniger und später oder umgekehrt. Bei Unsicherheit empfiehlt es sich, ein Schlafprotokoll über mehrere (empfohlene werden drei) Wochen anzufertigen, um den Schlafbedarf zu ermitteln. Notwendig wird es besonders, wenn Kinder in der Nacht unüblich oft aufwachen oder am Abend nicht müde sind und trotz gewohnter Abläufe und Rituale schwer zur Ruhe kommen. Fest steht, Kinder schlafen nur dann gut, wenn sie tatsächlich müde sind und nur so lange, bis das Schlafbedürfnis gedeckt ist. Schläft ein Kind beispielsweise zur Mittagszeit 3 Stunden und wacht nach 6 Stunden Nachtschlaf auf und kann nicht mehr einschlafen, können die Schlafenszeiten überdacht werden. Es gilt zu schauen, wie viele Stunden ein Kind in 24 Stunden benötigt. Wie viel Schlaf/Ruhe ist tagsüber nötig, damit das Kind zufrieden ist? Anhand dessen gilt es zu überdenken, von wann bis wann das Kind nachts am geeignetsten schläft (vgl. Largo 2010, S. 229f.).
Kinder, die ihren Schlafbedarf in der Nacht nicht decken, profitieren vom Mittagsschlaf. Dies trifft verstärkt auf Kinder zu, die spätere Zubettgeh- und Einschlafzeiten aufweisen und am morgen früh geweckt werden (vgl. Kirchhoff). Der Mittagsschlaf kann auch negative Effekte mit sich bringen. Die Dauer des Mittagsschlafes steht im Zusammenhang mit einer späteren Zubettgeh- und Einschlafzeit, sowie einer kürzeren nächtlichen Schlafdauer. „In japanischen Ganztagesbetreuungseinrichtungen, in denen die Kinder in diesem Alter angehalten werden 90 Minuten Mittagsschlaf zu machen, haben die Kinder darüber hinaus signifikant mehr Einschlafprobleme, häufiger das Gefühl nicht ausreichend Nachtschlaf zu bekommen, eine schlechte Stimmung beim Aufstehen am Morgen und einen Unwillen in die Betreuungseinrichtung zu gehen“ (Kirchhoff).
Treten diese Probleme auf, so können die Schlafzeiten sanft und über einen längeren Zeitraum angepasst werden (vgl. Largo 2010, S. 215 f.). Besteht der Wunsch, den Mittagsschlaf zu verkürzen, damit das Kind am Abend angenehmer ins Bett kommt, gibt es Möglichkeiten, das Kind auf richtige Weise zu wecken. Denn grundsätzlich raten Fachleute vom Wecken ab. Der Tagschlaf findet in Zyklen statt, möchte man ein Kind wecken, so empfiehlt es sich, das Halbschlafstadium abzuwarten. Die regelmäßigen, kurzen Aufwachmomente werden vom Gehirn später nicht als Aufwachen gespeichert. In dieser Phase sind sanfte Weckversuche möglich (vgl. Kramer 2015. S. 10). Die Schlafverteilung gilt es in jedem Fall mit den Fachkräften und Eltern zu besprechen. „Es muss darauf geachtet werden, dass die fehlenden Schlafstunden durch den Nachtschlaf abgedeckt werden können bzw., dass eine z.B. altersbedingte, natürliche Umstellung durch Weglassen von Schlaf sensibel begleitet wird. Das kann bedeuten, dass das Kind an manchen Tagen den Mittagsschlaf noch benötigt, während es an anderen Tagen bereits ohne Mittagsschlaf auskommt“ (ebd., S. 10).

Mittagsruhe muss sein!?

Nach der Auffassung von Meding benötigen Kinder feste Zeiten für die Mittagsruhe und den Nachtschlaf. Diese Zeiten sollten zwar an das Alter angepasst werden, aber „(…) sind unabhängig vom subjektiven Müdigkeitsgefühl des Kindes einzuhalten“ (Meding 2016, S. 16). Sie spricht Kindern somit grundsätzlich die Kompetenz ab, auf die eigenen Gefühle zu hören und diese zu äußern. Hierbei werden die Schlafenszeiten pauschalisiert und die individuellen Bedürfnisse bleiben unberücksichtigt.
Ihrer Meinung nach „fällt es (Eltern) heute schwerer, ihr Kind ins Bett zu bringen, da sie den Willen des Kindes berücksichtigen wollen und dessen subjektiv empfundene Müdigkeit als Kriterium nehmen“ (ebd., S. 18). Sie nimmt die Eltern in die Verantwortung „(…) ihr Kind ohne Diskussion zur fest geregelten Schlafenszeit ins Bett zu bringen“ (ebd., S. 18). Sie sollen den Machtkampf mit dem Kind nicht eingehen, sondern entscheiden, wann der Tag beendet wird und die Nacht beginnt. Liegt ein Kind dann noch wach im Bett, so sei dies „normal“. Ist ein Kind aufgrund des Mittagsschlafes, den Meding unbedingt für eine gesunde Entwicklung empfiehlt, am Abend länger wach, so sei dies kein Grund zur Sorge. Der Schlafrhythmus festige sich ihrer Meinung nach mit ungefähr 5,5 bis 6 Jahren. Die Auswirkungen des Mittagsschlafes seien  hierbei nicht zu unterschätzen und es bleibe fraglich und kritisch zu betrachten, ob der Mittagsschlaf dem Nachtschlaf vorzuziehen sei. Vermutlich unterscheidet sich der Mittagsschlaf auf Grund weniger, bzw. kaum auftretender REM Phasen zum Nachtschlaf (vgl. Kirchhoff).

Restriktive Mittagsruhe in Kindergärten hat Folgen

Kommen wir auf unser anfängliches Beispiel des Kinderhauses zurück. Die Kinder werden dort angehalten, in Ruhe auf der Matte zu sitzen oder zu liegen. Zuvor werden alle Reize minimiert (Zähneputzen, freie Sitzwahl beim Essen). Schlafen sie irgendwann ein, so werden sie bis zur Beendigung der Mittagsruhe schlafen gelassen. Aber sind sie tatsächlich müde und benötigen den Schlaf zwangsläufig? Einige von ihnen schlafen sicher gern, insofern der Körper es benötigt und sich in der Situation wohl fühlt.
Aber was, wenn die Kinder keine andere Möglichkeit der Entspannung und des Ausruhens wahrnehmen können, als still auf der Matte zu sitzen und zu warten? Sie sehen die Situation ggf. als ausweglos an und ergeben sich. „Sie werden stumm. Sie verfallen in das, was Biologen als Schutzstarre bezeichnen. Wer weder durch Kämpfen noch durch Fliehen entkommen kann, tut gut daran Energie zu sparen“ (Renz-Polster 2017, S. 4). In einer solchen Situation können sich Kinder weder entspannen, noch regenerieren. Pädagogische Fachkräfte übernehmen die Führung und entscheiden für das Kind. Die Partizipation der Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren ist nicht gegeben. Sie haben keine Wahlmöglichkeiten und haben feste Vorgaben, wie sie sich in der sogenannten Mittagsruhe zu verhalten haben.
„Der Schlaf an sich ist dabei zwar nicht zu `verordnen`, doch die Mittagsruhe ist für die allgemeine Regeneration (…) einzuhalten“ (Meding 2014, S. 104). Kann sich das Kind nicht vertrauensvoll auf die Situation einlassen,  bleibt die Frage offen, ob sich positive Effekte erzielen lassen.
Meding vertritt ferner die Idee, dass Kinder, die nach ihrer regenerativen Mittagsruhe am Abend nicht müde sind, mit einem kurzen Ritual zu einer festen Zeit ins Bett gebracht werden. „Wach im Bett zu liegen ist dabei völlig normal (…)“, so Meding. Nach einigen Tagen würden sie sich an den Rhythmus gewöhnen (vgl. Meding 2016, S. 18). Ob Kinder dies stillschweigend hinnehmen und wach im Bett ausharren, bleibt fraglich. Die Erfahrungen der Eltern zumindest weisen in eine andere Richtung.

Geborgene Ausruhzeiten sind möglich und hilfreich

Es ist ein Teufelskreis, denn müde und gestresste Kinder benötigen Phasen der Entspannung und der Ruhe. Kinder, die hingegen nachts ihren Schlafbedarf decken und ausgeglichen ohne Mittagsschlaf durch den Tag kommen, empfinden das Schlafen bzw. fest gerahmte Ruhezeiten als Zwang. Ihre Wirksamkeit wird ihnen abgesprochen, ihre Wahrnehmung der eigenen Gefühle und Bedürfnisse scheint von den Erwachsenen nicht ernst genommen. Unter Umständen leidet die Beziehung zwischen den Kindern und der pädagogischen Fachkraft unter dem erlebten Zwang stark. Einige Kinder möchten Mittagskinder sein und möglichst vor der zwanghaften Mittagsruhe abgeholt werden.
Auftrag eines jeden Kindergartens ist es, den Kindern jeden Alters entsprechend ihrer Bedürfnisse Ruhephasen zu ermöglichen. „Die Förderung in Tageseinrichtungen soll insbesondere darauf gerichtet sein, (…) das Kind dabei zu unterstützen, ein Bewusstsein vom eigenen Körper und dessen Bedürfnissen zu erwerben.“ (KitaFÖG §1 Absatz 3, Punkt 5). Diese grundlegenden Anforderungen sind somit auch gesetzlich verankert. Ein Bewusstsein des  eigenen Körpers und dessen Bedürfnissen wird durch den Zwang hingegen verwehrt und dieser wirkt sich negativ auf die Entwicklung aus. Kinder, die ihre Bedürfnisse noch nicht selbst regulieren und einschätzend können, benötigen seitens der Eltern und pädagogischen Fachkräfte Begleitung und Unterstützung. Ihre eigene Teilhabe und Selbstwirksamkeit sowie die Respektierung nach dem Autonomiewunsch sind hierbei ebenso wichtig und zu berücksichtigen.
Kitas müssen trotz personeller und räumlicher Schwierigkeiten eine individuelle Mittagsruhe für Kinder jeden Alters ermöglichen. Unter Mittagsruhe sind Ruhephasen zu verstehen, die die Kinder individuell gestalten und nutzen können. Kinder, die schlafen möchten, werden in hergerichteten Bereichen in den Schlaf individuell begleitet. Andere Kinder entspannen beim ruhigen Spiel, wie dem Puzzeln, Lesen oder Hören von Geschichten oder Entspannungsübungen. Eine Trennung der Kinder nach Altersgruppe ist bei einer positiven und ruhefördernden Umgebung kaum erforderlich. Kinder wählen die Mittagsruhe entsprechend ihrer Bedürfnisse und Wünsche nach Ruhe und Entspannung. „Wird der Mittagsschlaf zur Pflicht, ist er für die Entwicklung des Kindes nicht förderlich.“ (Naranjos Velazquez, S. 15).

Partizipation der Eltern

Eltern und pädagogische Fachkräfte müssen insbesondere bei der Mittagsruhe im partnerschaftlichen Sinne zusammenarbeiten. Die Bedürfnisse des Kindes stehen unter Berücksichtigung der Tagesstrukturen in der Kita und im Elternhaus im Fokus. Finden beide Partner innerhalb von zwei bis drei Wochen keine sinnvolle Übereinkunft, so wirkt sich der Stress dementsprechend negativ auf die Entwicklung des Kindes aus. Im Falle von Übergängen und tageweisen Schlafdefiziten ist keine Sorge geboten.
Schlafen Kinder einige Tage anders als gewöhnlich, so können sie ihre Schlafdefizite ausgleichen. Internationale Forschungsergebnisse zeigen, dass selbst ein kurzzeitiger Schlafmangel keine organischen Schäden zur Folge hat. Werden Kindergartenkinder unter der Woche vor der Beendigung des Schlafbedarfs geweckt, benötigen sie für ihre gesunde Entwicklung regelmäßige abendliche Schlafenszeiten (zwischen 19 und 20 Uhr), Möglichkeiten der Ruhe zur Mittagszeit sowie Zeit am Wochenende, um die Defizite frei auszugleichen (vgl. Naranjos Velazquez, S. 13).
In jedem Fall benötigen Kinder Menschen, die sie bedürfnisorientiert und geborgen begleiten, liebevoll in den Schlaf führen, sowie in stressigen Tagesmomenten unterstützen sich individuell zu regulieren, auszuruhen und innezuhalten. Es gilt, neuen Entwicklungsschritten mit Zuversicht und Vertrauen entgegen zu treten und diese willkommen zu heißen. Die Bedürfnisse und Wünsche des Kindes müssen anerkannt und ernst genommen werden. Zwang löst bei Kindern immer eine Form des Widerstandes aus und erzeugt Konflikte, in lauter oder leiser Weise, die auch verarbeitet werden müssen. Diese beeinträchtigen die Beziehung zwischen dem Kind und den Bezugspersonen und wirken sich störend auf die Entwicklung des Kindes aus. „Kindliches Lernen wird (…) durch positive Gefühle angetrieben, durch Wohlbefinden und innere Anteilnahme“ (Renz-Polster 2017, S. 7).

Der Artikel und Blog gefällt dir und du würdest mein Schreiben gern unterstützen, so kannst du dies gern mit dem folgenden Link tun. Dies ist eine völlig freiwillige Möglichkeit der Spende. Ich möchte weitestgehend auf Werbung verzichten, aber freue mich natürlich über eine kleine Unterstützung als Anerkennung meiner Arbeit! Vielen Dank!





Literatur:
Kirchhoff, F.: Empfehlungen der Arbeitsgruppe Pädiatrie der Deutschen Gesellschaft für
Schlafforschung und Schlafmedizin zum Mittagsschlaf im Kindergarten. Online unter: http://www.dgsm.de/downloads/dgsm/arbeitsgruppen/paediatrie/Mittagsschlaf%20Empfehlungspapier%20final.pdf., abgerufen am 05.07.2018
KitaFÖG (2017): Gesetz zur Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen und Kindertagespflege (Kindertagesförderungsgesetz – KitaFöG) vom 23. Juni 2005, online unter: http://gesetze.berlin.de/jportal/;jsessionid=5CCE79E3D12FDA17CD47A2B150535455.jp13?quelle=jlink&query=KitaRefG+BE&psml=bsbeprod.psml&max=true&aiz=true#jlr-KitaRefGBEV3P1, abgerufen am 23.08.2017
Kollmann, Dr. I. (2013): Hauen, beißen, sich vertragen. Umgang mit aggressivem
Verhalten 0-bis 3-Jähriger in der Kita. Berlin (1. Auflage)
Kramer, M. (2015): Schlafen in der Kinderkrippe – Pädagogische Herausforderungen einer Alltagssituation, online unter: https://www.kita-fachtexte.de/uploads/media/KiTaFT_Kramer_SchlafeninderKrippe_2015-1.pdf, abgerufen am 23.06.2018
Largo, R. (2010): Babyjahre. Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren. München
Meding, M. (2016): Schlafen und Ruhen. Ein Interview über die Bedeutung eines zentralen Entwicklungsthemas. Kindergarten heute 10_2016
Meding, M. (2014): Wenn Kinder schlafen…Zur Bedeutung des Schlafes für die vitalen, kognitiven und sozialen Prozesse bei Kindern bis zum 6. Lebensjahr. Der Versuch einer Handlungsanleitung. Magisterarbeit. Salzkotten
Naranjos Velazquez, N. (2016): Müde bin ich, geh´zur Ruh`. Kindergaren heute 10_2016
Renz-Polster, H. (2017): Kinderschlaf in Einrichtungen. Ein bedürfnisorientierter Leitfaden. Leben, Lernen und Arbeiten in der Kita 2/2017, online unter: https://www.erzieherin.de/files/editorials/TPS_02_17_004_009_Kontext_Renz-Polster.pdf, abgerufen am 19.08.2020

Übernahme des Beitrags mit freundlicher Genehmigung von www.fruehe-bildung-online.de

Wie hat dir dieser Beitrag gefallen? Bitte bewerte diesen Artikel zum Abschluss
[Bewertungen: 41 Bewertung: 4]

Related Articles

7 Kommentare

S. Müller 20. Februar 2019 - 8:36

In dem Artikel sind gegensätzliche Ansichten über die Mittagsruhe bei Kindern durchmischt und zusammengewürfelt. Es wäre schöner zu lesen, wenn die Autorin im gesamten Artikel bei einer Meinung, nämlich der die man laut Überschrift erwartet, bleiben würde. Es ist natürlich leicht, von den pädagogischen Fachkräften in Kitas zu erwarten, dass sie auf die individuellen Schlafbedürfnisse eines jeden Kindes eingehen, wenn man selbst keine Lösungsansätze dafür gibt. Viel interessanter wären da doch aber Tipps und Ideen, wie sich das dann auch in der Praxis umsetzen lässt – mit einem viel zu großen Personalschlüssel und einer noch viel ungünstigeren Erzieher-Kind-Relation, mit engen und wenigen Räumen, vollen Gruppen, Kindern die morgens 3 Stunden länger geschlafen haben, als andere in ihrer Gruppe. Außerdem haben wir keine Vor- und Nachbereitungszeiten, was bedeutet, dass unsere Erzieher die Mittagsruhe nutzen MÜSSEN, um schriftliche Arbeiten, Vorbereitungen und Entwicklungsdokumentation zu erledigen UND auch noch ihre Pause zu machen. Und dann müssen ja auch noch die räumlichen Möglichkeiten da sein, dass Kinder mittags wach bleiben und spielen können, ohne die Schlafkinder zu stören. Es ist also in der Praxis dann nicht so leicht umzusetzen! Vielleicht sollte sich eine „erfahrene Kita-Leiterin“ besser darauf konzentrieren, pädagogischen Fachkräften und Einrichtungen neue Lösungsansätze und umsetzbare Veränderungsmöglichkeiten an die Hand zu geben, statt gegensätzliche Literatur zu zitieren und etwas zu fordern ohne aufzuzeigen WIE sich das auch umsetzen lässt. Man merkt hier leider, dass da jemand Theoretiker ist und nicht aus der Praxis kommt. Wie so oft…

Reply
Kathrin 20. Februar 2019 - 8:59

Liebe Leserin,
der Artikel zeigt auf, warum restriktive Schlafzeiten sich nicht an den kindlichen Bedürfnissen orientieren. Die diversen Zitate aus der Literatur untermauern zum Einen die Sicht und zeigen auch Gegensichtweisen auf. In erster Linie soll sich der Tagesablauf in der Kita/Krippe nach den Bedürfnissen der Kinder richten und es soll kein Kind schlafen müssen, weil seitens des Trägers/Politik die Rahmenbedingungen nur auf dem Papier (wenn überhaupt) stimmen.
Es ist nicht zu akzeptieren, dass Kinder in Einrichtungen ruhig gestellt werden, damit Pausen und Vorbereitungen möglich sind. Und entgegen Ihrer Annahme ich sei Theoretikerin, kenne ich die Lage in den Einrichtungen sehr gut und weiß wie nahezu unmöglich es teilweise ist, dass die pädagogischen Fachkräfte auch ihre Bedürfnisse nach Ruhe, ausreichender Arbeitszeit etc. wahren können. Es ist dennoch nicht hinzunehmen, dass auf Grund dieser Schieflage, Kinder sich an die Rahmenbedingungen anpassen müssen! Ich kann hingegen Ihre Aufruhe gut verstehen, denn der Alltag im Kindergarten gleicht oft einem Sprinnt im Hamsterrad und die Anforderungen an uns pädagogsichen Fachkräfte sind immens hoch! Und da muss sich etwas ändern, damit Pausen und Vorbereitungszeiten mit Ruhe passieren können. Denn unter Stress, und ein Großteil der Fachkräfte fühlen sich tagtäglich sehr gestresst, ist ein an die Bedürfnisse der Kinder angepasstes Arbeiten nicht möglich. Haben Sie Interesse noch etwas über das „Wie kann es gelingen“ zu lesen, schauen Sie gern auf den folgenden Artikel: https://fruehe-bildung.online/paedagogische-praxis/zwischen-anspannung-und-erholung-schlafen
Es ist schwer, aber ich bin überzeugt, dass mit einer offenen Einstellung, Kinder ohne Zwänge und Strafen wachsen können! Und als „erfahrene Kita-Leiterin“ und Pädagogin (mit bis zu 20 Kindern in einer Gruppe) gehe ich gern auch auf Lösungsansätze ein, aber jeder Artikel hat einen anderen Schwerpunkt und eine gewisse Länge und zum Thema gibt es noch weitere von mir und weiteren KollegInnen zu lesen!

Reply
MOZA Imani 20. März 2021 - 3:41

Vielen herzlichen Dank für den Artikel. Ich fand ihn sehr gut verständlich und sehr hilfreich.
Meine Tochter ist 2 Jahre und 4 Monate alt und geht in die Krippe. Ich bringe sie um 10 Uhr in den Kindergarten und 2,5 Stunden später muss sie ein Mittagsschlaf machen. Will sie nicht. Macht sie nicht. Das wird mir jeden Tag beim abholen vorgeworfen. Mein Kind schläft zuhause 12-13 Stunden am Tag nachts. Da ist es verständlich, dass sie 2 Stunden später nicht schon wieder schlafen will. Und ja ich wecke mein Kind nicht beim schlafen auf. Ich bin froh, dass meine Einstellung Kindern beim Schlaf nicht zu wecken unterstützt wird. Es tut mir auch leid für das Personal, dass Sie sich in ihren Tagesablauf von meiner Tochter dadurch gestört fühlt. Aber das Kind hat keine Schuld für Systemversagen.

Reply
Jessica 24. Juni 2021 - 5:15

Ich führe täglich Diskussionen über dieses Thema. Ich bin Fachkraft und finde das Kind sollte an 1. Stelle stehen. Einige Eltern fordern, dass bei uns in der Kita die Kinder doch mittags wach bleiben sollen, dann gibt es Eltern die sagen ihr Kind braucht den Mittagsschlaf, es fühlt sich durch die Lautstärke gestört. Ich muss aber gerade aus meiner Erfahrung sagen, dass gerade die Eltern, die Schlaffrei fordern am wenigsten zu Hause auf ihr „individuelles“ Kind eingehen. Genau diese Eltern sagen das Kind muss zu Hause teilweise schon um 18.30 ins Bett gehen, denn das war schon immer so und wann sollten sie selber denn Zeit für sich haben. Auch diese besagten Familien sind oftmals morgens die ersten in der Kita egal ob die Eltern frei haben oder nicht. Wir nehmen dann Kinder auf die selber zeigen wir sind noch sooo müde. Mama hat mich geweckt. Uns wird dann gesagt, die Eltern müssten arbeiten. Nachmittags beim Abholen bekommt man dann aber Gespräche mit wie schön oder stressig heute der freie Tag mit Kosmetik, Freundin beim Kaffeetrinken etc. war. Eine Mutter meinte auf Ansprache zu uns sie hat durch die Buchungszeit festgelegte Zeiten ihr Kind abzugeben, also bleibt das Kind da nicht zu Hause, das würde die Mutterfreizeit einschränken. Wir haben auch einige Väter die Elternzeit beantragt haben und auch bewilligt sind. Uns davon freudestrahlend erzählen und aber dann das Kind als 1. Bringen und als letztes holen. Es soll bei uns ja nicht einschlafen sonst schläft es abends nicht, ist aber beim Bringen schon total platt weil es geweckt wurde auch bei Fieber. Ganz viele Kinder bei uns haben im Ganzen Jahr nicht eine Zusammenhängende Woche mit Mama und Papa frei. Oma und Opa holen oft ab, weil die Eltern allein in den Urlaub gefahren sind. Ich finde das individuelle Kind sehr sehr wichtig. Aber nicht wir Pädagogen sind oftmals die, die das individuelle Kind nicht sehen und fördern. Ich stelle den Appell an die heutigen Eltern auch Eltern für ihre eigenen Kinder zu sein und bei allen Forderungen auch selber auf ihr individuelles Kind eingehen zu können, auch wenn es mal nicht bequem und einfach ist. Kinder sind keine stumpfen Maschinen, die zu funktionieren haben. Diese brauchen Zuwendung, Zeit und Liebe. Eltern scheinen dies aber in ganz vielen Familien nicht geben zu können. Meiner Ansicht nach sind wir oft nur Dienstleister, die nicht dem Kind entsprechend arbeiten dürfen, sondern der Bequemlichkeit der Eltern nach zu hüpfen haben. Die Gesellschaft ist leider nur noch eine ICH Gesellschaft egal was das Kind individuell gesehen braucht…

Reply
Birgit 14. März 2023 - 6:43

Liebe Jessica
Dein Kommentar hat mich zu tiefst bewegt. Ich fühle es total was du beschreibst. Leider ist es bei uns so das meine Tochter nur zu hause ist und trotzdem dauermüde. Ich kann noch so individuell auf sie eingegen am Schluss muss sie einschlafen und damit tut sie sich mit bald 3 Jahren immer noch schwer. Sie fühlt und merkt es auch selber das sie müde ist kann aber nicht abschalten. Jeden morgen steht sich noch müde auf, will oder kann leider nicht mehr weiter schlafen.

Reply
Gerd 17. September 2023 - 15:38

Ich bin noch ein DDR-Kind. Dort gab es noch den Schlafzwang. Und ich muss sagen – rückschauend war eben nicht alles schlecht. Jetzt habe ich eigene Kinder und ab dem Zeitpunkt mit den Wachgruppen verwandeln sie sich plötzlich in kleine Tyrannen auf Grund einer kaum mehr aufzulösenden Übermüdungs- und Überforderungsspirale. Ja und das Argument = meistens besteht ja die Wahl ob Wachgruppe oder nicht zieht auch nicht weil Kinder einfach nicht verstehen warum das eine Kind aus der Gruppe sich nicht hinlegen braucht und das andere aber doch. Und selbstverständlich wählen Kinder immer die Variante „nicht hinlegen“ wenn man Ihnen die freie Wahl lässt. Aber hier werden altersbedingt Bedürfnisse noch nicht erkannt. Es ist einfach neumodischer Blödsinn, das man glaubt so kleine Geister sind bereits in der Lage z.T. wie Erwachsene ihre eigene Bedürfnisse einzuschätzen.

Reply
Jasmin 19. Oktober 2023 - 18:02

Hallo,
in der Krippe, in welcher ich arbeite, müssen die Wachkinder die quasi nicht schlafen dann stattdessen 1,5 Stunden in einer Matratzensitzecke im Gruppenraum sitzen oder liegen. Sie bekommen Bücher vorgelesen oder sollen sich ausruhen oder sogar von selbst doch einschlafen.
Oft langweilen sie sich aber und als Personal ist es auch nocht so angenehm 1,5 Stunden dabeizusitzen und ihnen das Spielen zu verbieten.
Ist so etwas in Ordnung?

Reply

Schreibe was dich bewegt

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.