Vor kurzem wurde ich gefragt, ob es normal sei, dass ein Kind in der Eingewöhnung weine. Es wurde geschildert, dass es zu Beginn wenig weinte und nun nach fast zwei Wochen verstärkt. Eingewöhnt wird nach dem „Berliner Eingewöhnungsmodell“. Ich möchte das Modell kurz erläutern und einige Erfahrungen schildern.
Das Berliner Eingewöhnungsmodell
Verzeichnis
Vor der Eingewöhnung
Bei dem Berliner Modell lernen sich bei Parteien, Kita mit ggf. Leitung und zukünftiger BezugspädagogIn und die Familie (in der Regel das Kind und die Eltern) in Ruhe in den Kita-Räumen kennen. Es können gegenseitige Fragen, Sorgen und Ängste geklärt werden. Grundlage kann ein Buch sein, in Berlin nutzt man dazu den Eingangsfragebogen des Sprachlerntagebuches. Das ist eine Idee und der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Sinn ist es, das eine Basis vor Beginn der Eingewöhnung geschaffen wird. Da oft ab dem ersten Tag der Eingewöhnung weniger Zeit für solch intensive Gespräche bleibt und das Kind und der Gruppenalltag ganz im Zentrum steht.
Wer ist bei der Eingewöhnung wichtig?
Gute Eingewöhnung zielt darauf ab, dass tragfähige Beziehungen zwischen Eltern, Kind und PädagogIn entstehen. Bei der Eingewöhnung sind Eltern, Kind und PädagogIn gleichermaßen wichtig. Eltern und PädagogIn sind Partner in der Entwicklungsbegleitung des Kindes. Die Bindung des Kindes zu den Eltern wird durch die Betreuung im Kindergarten nicht geschwächt. Grundsätzlich ist es ratsam, die Eingewöhnung mit einer Bezugsperson durchzuführen.
Wie läuft die Eingewöhnung in der Regel ab?
Der Zeitraum der Eingewöhnung wird durch die individuellen Bedürfnisse von dem begleitenden Elternteil und dem Kind bestimmt. Bis ein Kind komplett eingewöhnt ist, dauert dies bis zu 6 Wochen.
Die Grundphase
Die Grundphase dauert 3 Tage, in diesen Tagen bleibt das Kind mit dem begleitenden Elternteil 1 bis 2 Stunden täglich. Sie ist die sichere Basis für das Kind und unterstützt den Kontaktaufbau zur BezugspädagogIn. Für das Kind ist es wichtig, in dieser Zeit der ersten Kontaktaufnahme zur neuen Umgebung durchgängig die Sicherheit zu haben, bei Vater oder Mutter Zuflucht zur Unterstützung suchen zu können und die schwierige Situation nicht allein meistern zu müssen. In diesen Tagen erlangt das Kind eine gewisse Vertrautheit mit der neuen Umgebung, mit der bislang noch fremden PädagogIn und den anderen Kindern.“ (Laewen, Hedervari-Heller, 2011, S. 63).
Die Rolle des begleitenden Elternteils
Während der Zeit in der Kita ziehen sich Eltern zurück und verhalten sich passiv. Auf Annäherungen vom Kind oder auch Blickkontakte ist es wichtig positiv zu reagieren, aber selbst keine Initiative zur Kontaktaufnahme ergreifen. Man ist in dieser Situation wie ein teilnehmender Beobachter, der seinem Kind aufmerksam gegenüber ist. Die Kinder erkunden aktiv ihre Umgebung, dies ist die Grundlage des Eingewöhnungsprozesses.
Kinder sollten von den Eltern nicht gedrängt werden, sich von ihnen zu entfernen „(…) vor allem dann, wenn das Kind aktiv Körperkontakt zu ihnen sucht, sollten sie es nicht zurückweisen oder den Versuch machen, den Körperkontakt von sich aus zu beenden. Die Rolle der Eltern an sichere Basis verlangt es, die körperliche Annäherung des Kindes zu akzeptieren und die Dauer des Kontaktes völlig dem Kind zu überlassen. Die Eltern können darauf vertrauen, dass sich das Kind der Umgebung von selbst wieder zuwenden wird, wenn es sich sicher fühlt.“ (ebd., S. 64f.).
Die erste Trennung
Am vierten Tag ist normalerweise die erste Trennung geplant. Das Elternteil verabschiedet sich bewusst und geht aus dem Raum oder auch aus der Kita, auch wenn das Kind Protest anmeldet. Diese Trennung entscheidet darüber, ob die Trennungssequenzen in den nächsten Tagen erweitert werden oder ob die Bezugsperson wieder in die Einrichtung kommt und das Kind begleitet. Dies ist wichtig, wenn sich das Kind nicht beruhigen lässt oder zeigt, dass es ihm nicht gut geht. Denn nicht nur Kinder, die weinen, haben Kummer. Wie das Kind sich während der Trennung verhält, wird von den PädagogInnen beobachtet.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie aufregend diese Minuten nach der Verabschiedung sein können. Diese wirklich ernst zu nehmen und für das Kind völlig da zu sein und zur Verfügung zu stehen, ist wichtig. Im Alltag der Kita nicht immer einfach, aber für das Sicherheitsgefühl des Kindes, welches nun ohne das Elternteil bleibt, essenziell.
Es geht ja darum, dass es eine sichere Basis zu der BezugspädagogIn aufbaut, daher sollte diese möglichst verfügbar, präsent, zugewandt, feinfühlig und liebevoll dem Kind gegenüber sein! Lässt es sich nach ein paar Minuten (diese können dem Elternteil und der PädagogIn und am meisten dem Kind, welches noch kein Zeitgefühl hat) nicht trösten, ruft zur Beruhigung das Elternteil zurück. Das Vertrauen des Kindes sollte unter keinen Umständen verletzt werden.
Dass ein Kind weint, ist ein wichtiges Zeichen und dieses Gefühl muss ernst genommen werden. Es trägt einen Schmerz in sich und ähnlich wie bei einer Verletzung nach einem Fall, benötigt es Trost. Und Kinder die nicht weinen, leiden nicht unbedingt weniger.
Jedes Gefühl ist wichtig und nehmt es an, wie es ist. Nicht selten habe ich Eltern sehr erleichtert erlebt, wenn das Kind keine Träne vergießt und sich tapfer zeigt. Aber darum geht es nicht!
Es ist zu empfehlen, die Eingewöhnung zum Wochenbeginn zu starten. Beginnt diese beispielsweise am Mittwoch, ist eine Trennung am kommenden Montag, zum ersten Mal, nicht zu empfehlen. Dann dehnt sich die Grundphase entsprechend aus.
Wer hier noch Ausführlicheres über Bindung erfahren möchte, kann sich über die Bindungstheorie von Bowlby informieren.
Ist das Kind bereit, sich von der PädagogIn trösten zu lassen, so kann eine kürzere Eingewöhnungszeit vermutet werden. Falls nicht, benötigt es Stabilisierung durch ein Elternteil bzw. die Bezugsperson.
Hat das Kind ausreichend Vertrauen gefasst und nimmt die PädagogIn als sichere Basis an, so geht die Eingewöhnung in die Stabilisierungsphase über!
Aber ACHTUNG: dauert eine Eingewöhnung länger, ist das kein Problem diese als kompliziert oder schwierig zu betiteln. Es ist dann so und die Situation erfordert mehr Zeit im Sinne aller. Eingewöhnungen die zu Beginn ganz schnell aussehen, können sich auch wandeln. Und nie vergessen: Kinder, die nicht gut eingewöhnt sind, leiden ggf. später, werden häufiger krank oder haben es bei späteren Wechseln schwerer. Die Zeit, die es benötigt, ist wichtig und wertvoll!
Die Stabilisierungsphase
In der Stabilisierungsphase werden die Trennungen behutsam ausgedehnt. Wichtig sind mir immer besonders die Übergänge bei der Nahrungsaufnahme, Hygiene, das Wickeln sowie das Schlafen. Diese Schritte müssen möglichst sensibel für das Kind gestaltet werden.
So ist das erste Wickeln immer in Begleitung der PädagogIn und des Elternteils zu planen und auch zukünftig, wenn das Kind bereits etwas bleibt, können gemeinsame Hygienephasen eingebaut werden. Zudem empfehle ich immer, dass beispielsweise der erste Mittagsschlaf so gestaltet wird, dass das Elternteil zum Aufwachen kommt, bzw. bereits vorher da ist. So erwacht es und kann in diesem sensiblen Moment von dem Elternteil begleitet und angezogen, gewickelt werden – gern im Beisein der PädagogIn.
Es geht hier um Mikrotransitionen, wollt ihr darüber mehr erfahren, könnt ihr hier etwas dazu lesen.
Verlaufen diese Tage und Schritte positiv, so wird die Schlussphase eingeleitet.
Die Schlussphase
Als abgeschlossen kann eine Eingewöhnung angesehen werde, wenn das Kind eine sichere Basis zur BezugspädagogIn herstellen konnte.
Aber, viele Eingewöhnungen laufen anders!
In all den Jahren habe ich viele Eingewöhnungen durchgeführt und begleitet. Viele Eingewöhnungen starten mit ganz verschiedenen Voraussetzungen und haben mit diversen Bedingungen zu kämpfen. Ausgehend von den Rahmenbedingungen in der Kita, den Ressourcen der Eltern und auch kulturellen Gegebenheiten.
Für mich als Pädagogin ist immer besonders wichtig, dass die Eltern genau verstehen, wie wichtig eine Eingewöhnung ist. Natürlich wurde ich häufig mit der Tatsache konfrontiert, dass es Eingewöhnungen zu der Krippenzeit der Eltern auch nicht gegeben habe und sie doch auch groß geworden sind. Nach dem Motto, es ging früher ja auch oder die Sorge der Eltern, dass das Kind sich an sie gewöhnen und dann mehr weinen, als wenn sie gleich gehen würden.
Die Folgen einer fehlenden oder missglückten Eingewöhnung können aber sehr umfassend sein. Einige Kinder werden häufiger krank, andere fühlen sich nicht wohl und haben so keine Möglichkeit zum ausgeglichenen Wachsen und Lernen. Andere essen schlecht oder schlafen unruhig oder sehr wenig. Auch hier ist jedes Kind grundverschieden und jedes Kind meistert diese Phase anders.
Grundsätzlich wichtig ist dabei ist unser Wissen und der Forschungsstand, der dies umfassend belegt. An den Risiken und Folgen fehlender Eingewöhnungen gibt es nichts zu rütteln. Daher ist es mir ein Anliegen, dass pädagogische Fachkräfte und Eltern darüber aufgeklärt sind und im Sinne aller diese Zeit bestmöglich gestalten.
Sehen wir die Bedürfnisse, den Kummer, die Ängste und Sorgen und gehen mit ihnen so empathisch wie nur möglich um, bin ich sicher, dass Kindern dieser Wechsel gelingt. Mit uns, mit liebevollen und professionellen Unterstützern
Im Gegenzug gibt es bestimmt auch viele Eltern, die sich bereits umfassend über Eingewöhnungen informiert haben und auf Kitas stoßen, die ein eigenes Konzept fahren. Grundlegend wichtig ist auch hier, dass Eltern Vertrauen in die Arbeit der Kita aufbauen können. Das Berliner Eingewöhnungsmodell muss nicht immer DAS Modell sein, es gibt auch andere funktionierende Variationen. Aber die Eltern sollten Teil dessen sein, das steht fest.
Eigene Erfahrungen
Nicht immer haben Eltern 4 Wochen Zeit für eine Eingewöhnung, vielleicht bleibt dem Elternteil genau eine Woche. Trotz umfangreicher Aufklärung und Vorbesprechungen müssen Eltern und Fachkräfte manchmal mit „anderen“ Gegebenheiten umgehen. Manchmal hilft alles nichts. Meine Erfahrungen zeigen aber, dass Eltern und Fachkräfte im Gespräch gemeinsam gute Lösungen suchen und auch finden, wenn ein Austausch über die Wichtigkeit der Eingewöhnungszeit statt findet.
Das Modell sagt, die Eingewöhnung sollte nur von einer Person durchgeführt werden. Manchmal gibt es in der Eingewöhnung aber einen Wechsel in der begleitenden Bezugsperson und nach ein paar Tagen springt die Oma oder Tante ein. Es kann passieren, dass in die Eingewöhnung ein paar Urlaubs- oder Krankheitstage fallen, die sich nicht vermeiden ließen. Oder plötzlich fällt die BezugspädagogIn in der Kita aus und eine andere Kollegin muss einspringen. Auch Fachkräfte kennen diese große Verantwortung und die Intensität der Eingewöhnungsphase und schleppen sich krank zur Arbeit, was auch nicht ratsam ist. (Die Eingewöhnung zügig auf eine weitere Person auszuweiten, kann sehr hilfreich sein).
Manchmal beginnen auch erst heftige Trennungsanzeichen nach ein, zwei oder drei Wochen. Vielleicht, weil das Kind das Ausmaß der EIngewöhnung spürt oder die BezugspädagogIn mehrere Eingewöhnungen zu bewältigen hat und das Kind sie nun „teilen“ muss.
All diesen Hürden (und noch weiteren) bin ich bereits begegnet und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Eingewöhnungsphasen immer besonders intensive Zeiten sind. Es treffen Menschen mit Bedürfnissen, Druck, Sorgen, Ängsten und Erwartungen aufeinander.
Dies erfordert viel Fingerspritzengefühl, Sensibilität und Verständnis und seitens der PädagogIn eine besondere Profession. Und neben all dem benötigt es auch den Mut, Sorgen direkt anzusprechen. Es geht um eure Babys, die nun, egal ob mit 6 Monaten oder drei, vier Jahren mit anderen Personen in Kontakt treten und wir als Eltern müssen ein ganzes Stück loslassen. Das ist eine enorme Aufgabe für unsere kleinen und großen Seelen.
Habt Vertrauen, schenkt euch und euren Kindern, die Zeit, die diese Veränderung mit sich bringt und habt Verständis für die wertvolle und intensive Arbeit, die die PädagogInnen leisten.
Fühlt ihr euch unsicher, unwohl oder ähnliches, so überträgt sich das gern auf den Prozess der Eingewöhnung. Sucht das Gespräch und wendet euch vertrauensvoll an die Kita!
„Kinder brauchen Wurzeln und Flügel. Wurzeln, um zu wissen, wo sie herkommen und Flügel, um die Welt zu erkunden.“
Goethe
Habt ihr noch Fragen, Anregungen oder Ähnliches, so schreibt mir gern!
Liebe Grüße,
Eure Kathrin von Kindheit erleben
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Lass mir einen kurzen Kommentar da, wie eure Eingewöhnung lief!
Quelle:
Laewen, H., Hedervari-Heller, E., Die ersten Tage: Ein Modell zur Eingewöhnung in Krippe und Tagespflege, 7. Auflage, Berlin 2011
Ich versuche den Blog weitestgehend Werbefrei zu gestalten. Hat euch der Artikel gefallen, so ist es für mich eine Anerkennung, solltest du Lust haben, mich virtuell auf einen Café oder eine Fachzeitung einzuladen 🙂
16 Kommentare
Liebe Kathrin,
bei unserer ersten Tochter war der Papa damals mit bei der Eingewöhnung, da ich – schwanger mit der zweiten Tochter – mich in dieser Zeit nicht besonders gutgefühlt habe. Die Erzieherin ist inzwischen eine gute Freundin von mir und spricht noch heute davon, wie die Kleine keine einzige Träne vergossen hat während der Papa einfach nicht gehen wollte.. 😀
LG Celiné
Hallo Celiné, hallo Kathrin,
ja, ich denke auch, dass es genau darum geht: die Erzieherin als Freundin zu sehen. Man muss da gar kein riesiges Brimborium drum machen. Wenn Eltern und „Pädagogen“ dem Kind das Gefühl geben können, dass sie sich super verstehen, überträgt sich das auf die Kinder. Was gar nicht geht, ist „davonschleichen“, wenn das Kind gerade spielt. Meine liebe Evelin hat einen Artikel in unserem Blog geschrieben, in dem sie Tipps für eine bindungs- und beziehungsorientierte Eingewöhnung gibt: https://freeyourfamily.net/2018/05/entspannte-eingewoehnung/
Liebe Grüße
Patrick
[…] Lest auch den Artikel über Eingewöhnung nach dem Berliner Eingewöhnungsmodell […]
[…] Siehe auch meinen Artikel Eingewöhnung in der Kita. […]
Es wird oft geschrieben, dass Eltern die Eingewöhnung ernst nehmen sollen und den Sinn dahinter verstehen sollen.
Mir wäre es wichtig, dass heutzutage alle Erzieher den Sinn und die Notwendigkeit einer wie in dem Beitrag beschriebenen Eingewöhnung verstehen, einsehen und dieses Wissen dann auch zeitlich individuell und sensibel auf das Kind eingegend umsetzen würden. Hätte uns bestimmt einiges erleichtert…
Eingewöhnung ist der 1 Schritt zu Trennung der Familie ! Die Familie ist die kleinste Zelle der Gesellschaft, vor dem 10 Lebensjahr sollte kein Kind von der Familie getrennt werden !
Ich bin auf Deinen Artikel gestoßen, weil mein kleiner Mann gestern und heute absolut hysterisch auf die beiden Trennungsversuche reagiert hat. Er ist 13 Monate. Ich sitze nun wieder mit im Raum. Dann ist alles gut. Er spielt mit den anderen und verlässt auch ab und zu den Raum, kommt aber immer wieder, um zu schauen, wo ich bin. Gibt es etwas, was ich persönlich noch zur Eingewöhnung beitragen kann? Das Problem ist auch, dass ich von 2 bis 3 anderen Kindern regelrecht belagert werde. Sich passiv zu verhalten, ist da schwierig.
Liebe Nicole,
die Reaktion deines Sohnes würdest du wie interpretieren? Ich glaube, wir spüren oft ganz gut, was unsere Kinder uns sagen wollen. Er ist wahrscheinlich noch nicht so weit. Wichtig bei der Eingewöhnung ist, dass die Kinder und auch Eltern Vertrauen zu der oder den BezugspädagogInnen aufbauen. Wichtig, dass diese dem Kind (und auch in dem Fall dir) das Gefühl geben, dass sie da sind und das Kind bestmöglich trösten und begleiten. Zeigt er Protest, ist es oft noch zu früh, aber einige Kinder zeigen auch keinen Protest und tragen den Schmerz innerlich.
Was kannst du tun? Großartig und essenziell, dass du wieder da bist und ihr seine Gefühle ernst nehmt. Eine große Hilfe ist oft einfach „Zeit“. Bleib in der Umgebung und gib ihm die Möglichkeit sich an die neue Situation (Kinder, Raum, Erwachsene, Abläufe…) zu gewöhnen. Wirst du belagert, kann es oft helfen sich etwas zum „arbeiten“ mitzunehmen, zu lesen. Ein Symbol, an dem die anderen Kinder erkenne, „Ah, sie spielt nicht mit uns!“. Du bist beschäftigt, ABER dennoch aufmerksam, wenn dein Kind dich benötigt! Nehmt euch Zeit und versuche nicht zu vergleichen, wie die Eingewöhnung anderer Kinder abläuft, denn jedes Kind ist anders und hat seinen Rhythmus! Viel Erfolg und wenn du Lust hast, lass mich gern wissen, wie es weiter läuft!
Du beschreibst genau die Eingewöhnung, die ich mir so für meinen Sohn (25 Monate) wünschen würde. Leider blockt die Krippe jegliche Individualität, die über die 14 Tage Eingewöhnung hinausgeht vollkommen ab. Alle Gespräche werden mit Vorwürfen, ich würde mich nicht trennen wollen beendet. Gewickelt wurde er nie in meinem Beisein, obwohl ich dies mehrmals forderte.
Dass mein Sohn lange Zeit seines kurzen Lebens im Krankenhaus war, wenig fremdbetreut wurde und generell total Mamagebunden(wird noch Einschlaf gestillt) ist, wird nur belächelt. Auch dass er mittlerweile nach 9 Tage Krippe bei jeder Autofahrt egal wohin hysterisch heult und sagt, Mama soll nicht weggehen, wir sollen heim und nicht in die Krippe wird abgetan. Wie kann ich eine derartig schief laufende Eingewöhnung wenigstens Zuhause unterstützen? Ich habe echt Angst vor ein emotionalen und psychischen Folgen für ihn.
Ein Krippenwechsel kommt nicht in Frage, da es keine freien Plätze gibt. Die Leiterin will auch nichts mehr von der vorherigen Absprache einer mindestens 4 wöchigen Eingewöhnung mehr wissen.
Liebe Angela, ich danke dir für deinen vertrauensvollen Kommentar. Tatsächlich beschreibst du eine schwierige Situation und ich kann dir nur wärmstens ans Herz legen die Zeiten zu Beginn so kurz wie möglich zu halten und mit der Einrichtung im engen Kontakt zu bleiben. Eine enge partnerschaftliche Zusammenarbeit sollte im Interesse deines Kindes unbedingt verfolgt werden und ich wünsche mir sehr, dass sich die Situation bereits verbessert hat. Aufgrund der vielen Anfragen zum Thema habe ich heute eine Podcast-Folge zum Thema aufgenommen. Hör mal rein und lass mich wissen, ob du noch weitere Fragen hast!
https://www.upspeak.de/de/kathrinhohmann/E9dkoA?id=72241&client_theme_color=EE4B4B
Ich freu mich von dir zu hören!
Liebe Kathrin!
Ich bin seit dem 1. 10. mit meiner 15 Monate alten Tochter in der Krippeneingewöhnung!
Die ersten beiden Tage waren ganz gut, sie hat sich im Raum frei bewegt und kam aber immer wieder zu mir zurück! Zu den Erzieherinnen hat sie keinen Kontakt gesucht und hat sich auch immer zurückgezogen, sobald sie angesprochen wurde! Am 3. Tag wurde dann die erste Trennung durchgeführt! Ich glaube sie hat nicht geweint, aber sie war wohl sehr müde und da hat man sie mir zurück gebracht! Danach sollte ich mich mit ihr hinlegen, was sie natürlich nicht toleriert hat! Wir sind dann nach Hause gegangen! Am Montag gab es dann die 2. Trennung, wo sie mir dann schreiend zurück gebracht wurde! Auch da sollte ich mich wieder mit ihr hinlegen! Ohne Erfolg! Sind danach noch mit in den Garten, da hat sie aber nicht gespielt und nach dem Mittag sind wir nach Hause! Am Dienstag hat man mir dann erklärt, dass sie wahrscheinlich noch nicht bereit für die Krippe ist! In diesem kurzen Gespräch musste sie bei der Erzieherin bleiben, die sie fast nicht betreut hat! Danach war sie total fertig, sie hat nur geschrien und sich auch nicht anfassen lassen von der Erzieherin! Danach sind wir dann nach Hause! Sie war etwas verschnupft, da habe ich sie einen Tag zu Hause gelassen! Am nächsten Tag ging sie offen in den Raum und hat sich beschäftigt, sie kam natürlich immer wieder zu mir zum Kuscheln! Den Kontakt zur Erzieherin hat sie weiterhin abgelehnt! Nach dem Frühstück gab es dann die 3. Trennung! Auch da hat sie nur gebrüllt und sich nicht beruhigen lassen! Die Erzieherin kam ohne sie zu mir und erklärte mir, mein Kind ist noch nicht bereit für die Krippe und sie würden sie nicht weiter eingewöhnen! Mein Kind war in der Zeit brüllend bei der anderen Erzieherin, die sie kaum kannte! Leider musste mein Mann in dieser Woche beruflich weg und ich war mit ihr alleine! Auch haben wir keine Familie in der Nähe, das heißt mein Kind war ein Jahr hauptsächlich mit mir zusammen! Zu Oma und Opa hatte sie Kontakt und ist auch mal bei ihnen geblieben, wenn ich nicht im Raum war!
Wie soll ich das jetzt sehen? Ist mein Kind wirklich noch nicht bereit oder hat die Krippe zu viel Druck gemacht?
Vielen Dank
Viele Grüße Janina
Liebe Janina, was du beschreibst hört sich nicht so an, als wäre ein ausreichender Kontaktaufbau möglich gewesen vor der ersten Trennung. Dein Kind zeigt deutlich, dass es damit nicht einverstanden ist und sich nicht ausreichend wohlfühlt! Das ist aber die Basis und ja, es gibt auch Kinder für die eine Eingewöhnung noch zu früh ist, aber dies ist nach dieser kurzen Zeit aus meiner Sicht nicht einzuschätzen. Kinder brauchen oft viel mehr Zeit!
Ich habe gerade eine Podcast Folge zum Thema aufgenommen, in der bestimmt viele deiner Fragen beantwortet werden. Melde dich gern noch einmal und lass mich wissen, wie es weiter verlief oder du weitere Fragen hast!
Alles Liebe; Kathrin
https://www.upspeak.de/de/kathrinhohmann/E9dkoA?id=72241&client_theme_color=EE4B4B
Hallo,
danke für Deinen wundeschönen Artikel. Ich bin Erzieherin in der Krippe, in der wir auch nach dem Berliner Modell eingewöhnen.
Wir nehmen uns soviel Wochen Zeit, wie die Kinder (und Eltern) brauchen.
Unsicher bin ich mir nur manchmal mit der Schlafeingewöhnung: Wenn Kinder anfangs die Hand benötigen, bekommen sie diese, kleine Kinder, die vielleicht noch in den Schlaf gestillt werden, lassen wir auch die ersten Tage auf dem Arm einschlafen, gehen dazu auch zu Zweit zum Schlafen. Danach versuchen wir uns dazuzukuscheln und mit leichten Druck auf den Körper, das Kind liebevoll an das Bett zu gewöhnen, was bis jetzt gut angenommen wurde.
Welche Erfahrung haben Sie damit, wenn ein Kind sich körperlich massiv wehrt, ins Bett abgelegt zu werden, deshalb 4 Tage lang am Arm eingeschlafen ist (immer schneller) und danach aber ins Bett gelegt wurde und als Folge zu Hause danach Nachts stündlich aufwacht, da es „lauert“. Aufgrund des Personalmangels, kann derzeit leider nicht immer eine Gruppenerzieherin die Kinder aus dem Bett holen. Es ist aber eine dem Kind mehrfach vorgestellte Kraft.
Liebe Grüße
Birgit
Birgit
Liebe Birgit, wie meinen Sie, dass es lauert? Ich finde, so wie du es beschreibst, unbedingt auf die Signale zu hören. Das Kind zeigt, dass es noch unsicher ist und sich noch nicht so wohl fühlt. Es wäre gut noch einmal zu erfragen, wie es zuhause einschläft, was es benötigt, um sich sicher zu fühlen etc. Ehrlich haben wir uns versucht immer an die Kinder anzupassen, ich erinnere mich, dass auch ein Kind mal die Matratze nicht mochte und so in ihrem Buggy geschlafen hat, ein anderes im Tragetuch und sonst auch häufig, wie du beschreibst, auf dem Arm.
Ich verstehe den Satz nicht, dass nicht immer eine Gruppenerzieherin das Kind aus dem Bett holen kann? Eine Bezugsperson ist natürlich in der sensiblen Phase sehr wichtig.
Und wenn das Kind vorerst vor dem Schlafen abgeholt wird, bis es sich sicher fühlt?
Liebe Grüße
Kathrin
Hallo ,ich bin gerade über diesen Arikel gestolpert,ich bräuchte unbedingt eine andere Meinung.
Wir hatten letzte Woche Montag mit Eingewöhnung angefangen.Meine Tochter wird im Dezember 4. Sie wurde vorher nie fremdbetreut ,ist immer bei uns.Montag und Dienstag blieben wir zusammen eine Stunde Montag wollte sie dann selber nach einer knappen Stunde raus aus der Kita..
Mittwoch blieb ich noch 15 min dann ging ich,es war ok.Donnerstag und Freitag hab ich meine kleine um 8 abgegeben und um 11 geholt.War alles ok.
Montag war es genauso und ok.
Dienstag wurde mir gesagt sie hätte öfter mal geweint,da blieb sie schon bis 13 Uhr und hat dort Mittag gegessen.Dienstag abend hat sie geweint weil sie am nächsten Tag nicht mehr hin wollte.
Mittwoch weinend hin gebracht und getröstet,ich blieb kurz,auf Anraten der Erzieher dann gegangen obwohl sie geweint hat,das war ein grosser Fehler den ich einmal gemacht hab.Beim Abholen hat sie auch geweint.
Mittwoch Abend dann dauernd geweint weil sie nicht mehr Kiga wollte, alle 20 min wach geworden und auch unterm schlaf geschrien sie möchte nicht mehr in Kiga .Schläft seitdem nur mit Licht und möchte oft getragen werden.Davor schlief sie immer im Bett.Sie fragt jeden Tag ob sie nicht mehr hin muss.Ist jetzt krank hat Schnupfen und husten
Ist es richtig ab zu brechen?Bitte um Rat.lg
Liebe Sabrina,
eine Eingewöhnung ist ein großer Schritt und die Trennung ein einschneidendes Erlebnis. Wie wichtig und auch richtig, dass du auf die Signale deines Kindes hörst. Ich lese nur deine wenigen Zeilen und aus diesen kann ich entnehmen, dass alles recht schnell ging. Es klingt zu schnell. Eine Eingewöhnung hat das Ziel, dass sich das Kind an die Umgebung, die Kinder, die Abläufe und ganz wichtig, an eine neue Person gewöhnt und eine Beziehung aufbaut. Die Beziehung sollte so stark sein, dass sich das Kind von dieser Person verstanden, gesehen und wertgeschätzt fühlt. Erst dann kann sie sich auch beim Gehen der Hauptbezugsperson (Mutter/Vater…) sicher fühlen.
Ziel einer Eingewöhnung ist nicht unbedingt, dass es keine Tränen gibt. Aber Ziel muss sein, dass das Kind Trost erfährt, Halt, Schutz! Ein Kind, was beim Gehen und beim Kommen weint und nun auch nachts alle 20 Minuten erwacht und weint, scheint diesen Trost nicht ausreichend erfahren zu haben. Was würde ich tun? Das Gespräch mit den Fachkräften suchen, meine Sorgen teilen und erneut die Eingewöhnung besprechen. Es klingt sehr danach, dass kein Weg daran vorbeiführt die Trennungen abzubrechen und erneut das Kind in der Einrichtung achtsam zu begleiten und erst wieder mit den mini Trennungen zu beginnen, wenn das Kind sicher ist und Vertrauen geschöpft hat! Alles andere tut weh und schadet wohl eher!
Ich wünsche euch ganz viel Erfolg und viel Liebe!
Kathrin